Montag, 23. April 2012

36. Spieltag: Preußen Münster - SV Sandhausen 21.04.12 | 1:2

An diesem Tag wurde Geschichte geschrieben. Als am Samstag, den 21.04.2012, um 15:48 Uhr der Schlusspfiff ertönte, gab es kein Halten mehr. Die Spieler rannten auf den Rasen des Preußenstadions, bewaffnet mit Sektflaschen und in einem Aufstiegs-T-Shirt auf dem zu lesen war: "Aufstieg; 2. Liga; 2012" und: "Ein Traum wurde wahr". Auch die 250 mitgereisten Fans der Sandhäuser schrien sich die Kehle aus dem Leib und sangen immer wieder: "Nie mehr 3. Liga" und "Oh, wie ist das schön". Sie hatten es geschafft. Nach einer überragenden und souveränen Saison gelingt dem SV Sandhausen den für unmöglich realisierbar erklärten Traum, den Aufstieg in die 2. Bundesliga, zu verwirklichen. Gleichzeitig ist das der größte Erfolg in der 95-jährigen Vereinsgeschichte des kleinen Dorfvereins aus der Kurpfalz, der auf einmal ganz groß ist und nächstes Jahr unter anderem auf dem Betzenberg, am Millerntor, in der Münchener Allianz-Arena und vielleicht im Berliner Olympiastadion spielen wird.
© Getty Images
Es interessierte auch niemanden mehr was im Spiel zuvor passiert war. Auch nicht, dass die Münsteraner nach ihrem Ausgleichstreffer die bessere Mannschaft und in der Folge dem Siegtreffer näher waren als die Sandhäuser. Denn dann kam Danneberg und schlug zum zweiten Mal zu. Der Ex-Braunschweiger, den die Braunschweig-Fans damals wegen seines Wechsels zu Sandhausen als "Söldner" beschimpften, sorgte mit seinen beiden Treffern dafür, dass die Schwarz-Weißen gleich ihren ersten Matchball verwandeln konnten. Doch auch ein Unentschieden hätte gereicht, denn wie so oft in dieser Saison spielten die Konkurrenz für Sandhausen.
Als die Mannschaft dann um 0 Uhr in Sandhausen ankam, traute sie ihren Augen nicht. Ungefähr 500 Fans empfingen sie dort mit einem Feuerwerk und Gesang. Danach wurde gefeiert als gäbe es keinen Morgen mehr; Spieler und Fans hüpften Arm in Arm umher und ließen ihrer Freude freien Lauf. Es wurde spät in dieser feucht-fröhlichen Nacht...

Vor dem Spiel:


Hier können Sie den Vorbericht zum Spiel lesen

Gerd Dais schenkte den gleichen Elf Spielern das Vertrauen, die auch schon am letzten Wochenende für den Sieg gegen Stuttgart II (1:0) gesorgt hatten.

Zum Spiel:


© Spiegel.de
Die Sandhäuser begannen sehr engagiert gegen die Münsteraner, die die letzten vier Heimspiel alle gewonnen hatten, ohne jedoch wirklich Torgefahr zu entwickeln. Die Abwehr von Münster stand sicher und so gab es in der ersten halben Stunde kein wirkliches Durchkommen für die Gäste, trotz deutlich höherer Spielanteile. Nachdem in der ersten Halbzeit nur noch eine Viertelstunde zu spielen war, kam man durch einen Eckballzur Großchance; Marco Pischorns Kopfball konnte aber auf der Linie geklärt werden. Kurz darauf fand man dann auch mal die Lücke in der Münster-Abwehr, Frank Löning konnte daraus aber Kapital schlagen und traf "nur" den Außenpfosten.
Doch den Sandhäusern war anzumerken, dass sie das Führungstor wollten. Nur wenige Minuten nach der letzten Großchance verwertet Tim Danneberg Roberto Pintos Flanke per Kopf zum 1:0.
Mit einer verdienten Führung für die Gäste ging es in die Halbzeitpause. Die Mannschaft vom Hardtwald war bei dieser Führung nur noch eine Halbzeit vom Aufstiegswunder entfernt.


Doch darf man auch nicht vergessen, dass die Mannschaft unter gehörigem Druck stand. So kamen die Spieler völlig verändert aus der Kabine; standen viel zu weit vom Gegner entfernt, waren zu spät in den Zweikämpfen und auch noch vorne ging irgendwie nichts mehr. Münster spielte plötzlich stark auf und Sandhausen hatte alle Mühe den Gegner vom Tor fernzuhalten. Dies gelang dann auch nur zehn Minuten, denn so lange dauerte es, bis Münster es schaffte den Ausgleich zu erzielen. Kluft war der Torschütze des kuriosen, aber verdienten Tores. Kurios, weil der Ball von einem zum anderen Pfosten sprang und von da ins Gästetor. Doch Münster war noch nicht zufrieden, sie wollten hier anscheinend dem SV Sandhausen den Aufstieg vermiesen. So stand 1:0-Schütze Kluft nur zwei Minuten nach dem Ausgleich alleine mit dem Ball vor dem Tor der Gäste, SVS-Keeper Daniel Ischdonat konnte jedoch mit einer tollen Parade schlimmeres verhindern. Münster hatte in der Folge noch weitere hochkarätige Chancen und hätte verdient in Führung gehen können, denn sie waren in der zweiten Hälfte die deutlich stärkere Mannschaft. Vom SVS war in den zweiten 45 Minuten überhaupt nichts mehr zu sehen.

                                              © Spiegel.de
Dann waren es nur noch fünf Minuten zu spielen und die Sandhäuser bekamen nochmal einen Freistoß - die erste Aktion seit mehreren Minuten. David Ulm schlug den Ball in den Strafraum, wo Marco Pischorn mit dem Kopf in Richtung Tor verlängerte. Auf einmal tauchte Tim Danneberg wie aus dem Nichts auf und hämmerte den Ball per Volley ins Netz - das zweite Tor für ihn an diesem Tag. Die ganze Mannschaft rannte   Danneberg hinterher, der sich auf den Weg zum Fanblock gemacht hatte, und rissen ihm vor Freude buchstäblich die Kleider vom Leib.Es wurde noch einige Minuten gezittert und als der Schiedsrichter mit seinem Pfiff die Partie beendet hatte, brach ein Jubelsturm von Mannschaft und Fans los, der schöner und emotionaler gar nicht hätte sein können. Präsident Machmeier, Trainer Dais und Geschäftsführer Schork lagen sich in den Armen und bekamen erstmal eine Sektdusche der Mannschaft zu spüren, doch das war in diesem Moment egal. In diesem Augenblick und wohl auch beim Empfang der Mannschaft in Sandhausen, einige Stunden später, waren sich wohl alle, die etwas mit dem SVS zu tun haben und mit diesem Verein durch dick und dünn gegangen sind, einig: So schön kann Fußball sein.

Kommentar:


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Was für ein Tag, was für Emotionen und Gefühle und was für eine Feier im Preußenstadion und nachts in Sandhausen. Als ich am Sonntagmorgen aufwachte, fragte ich mich wirklich für einen kurzen Moment, ob das Geschehene wirklich geschehen ist, ob der kleine SV Sandhausen, mein SV Sandhausen wirklich mit absoluter Sicherheit ab der nächsten Saison gegen die ganz großen Vereine des Deutschen Fußballs spielen wird. Fast wie im Traum erschien der vorherige Tag, an dem das Unglaubliche passiert war. Doch schon bald wurde mir klar: Es stimmt, es war kein Traum, der SV Sandhausen aus der Kurpfalz spielt in der nächsten Saison in Liga 2 ! Die Truppe hat ein überragende Saison gespielt und sich den Aufstieg so was von verdient. Der größte Dank aber gilt unserem Trainer Gerd Dais, der der Vater dieser wunderschönen Geschichte ist, ohne den wahrscheinlich alles nie so gekommen wäre, wie es ist. Ich freue mich einfach nur auf das nächste Jahr und hoffe, dass wir die Saison noch schön abschließen können und dann ordentlich die 2. Liga rocken. Ein Leben lang Schwarz und Weiß. Nur der SVS !




SC Preußen Münster: Schulze-Niehues; Bourgault, Ndjeng, Hergesell, Heise; Westermann (84. Schmider), Truckenbrod; Siegert (87. Vujanovic), Ornatelli, Kluft; Daghfous (60. Königs).
SV Sandhausen: Ischdonat; Schauerte, Pischorn, Schulz, Kandziora; Fießer (65. Glibo); Pinto, Ulm (77. Kittner), Danneberg, Öztürk (60. Blum); Löning.
Gelbe Karten: Westermann, Ornatelli, Siegert - Pischorn, Öztürk, Blum 
Tore: 0:1 Danneberg (32.), 1:1 Kluft (55.), 1:2 Danneberg (84.). 
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover), 
Zuschauer: 5.135

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