Sonntag, 24. November 2013

Der SV Sandhausen hatte das Quäntchen Glück [SVS - SCP 3:2]

Nach dem 3:2-Sieg gegen Paderborn bleibt der Hardtwald weiter eine Festung

Auch der sonst nicht gerade als Feierbiest bekannte SVS-Trainer Alois Schwartz begleitete nach dem Abpfiff der Freitagabendpartie seines SV Sandhausen gegen den SC Paderborn die Mannschaft in die Fankurve, wo sie von den Zuschauern gebührend für den gerade errungenen und überaus wichtigen 3:2-Sieg gefeiert wurde. „Es waren zwar wieder nur 3000 Zuschauer da, aber die Fans haben uns heute bedingungslos unterstützt,“ zeigte sich Mittelfeldspieler Denis Linsmayer von der Unterstützung der SV-Getreuen beeindruckt. Noch beeindruckender war aber wohl das, was die Hausherren auf dem Platz zwischen der 72. und 74. Minute zeigten, als sie einen 1:2-Rückstand innerhalb von zwei Minuten in eine Führung umwandelten. Linsmayer weiß, wie das möglich war: „Unser großes Plus ist die mannschaftliche Geschlossenheit. Auch wen es mal nicht so gut läuft, wie heute, glauben wir trotzdem an uns.“
Tatsächlich waren sowohl die Hausherren als auch die Gäste spielerisch weit von ihrer Bestform entfernt. Das hatte aber auch seine Gründe. Im Hardtwaldstadion herrschte schon den ganzen Tag lang Fritz-Walter-Wetter, die beiden Teams können allerdings nicht gerade von sich behaupten, einen Fritz Walter in ihren Reihen zu haben. Dementsprechend rutschten die Akteure auf dem nassen Untergrund reihenweise aus und zeigten magere Fußballrohkost. „Das Spiel war heute sehr umkämpft, des Weiteren gab es viele Unterbrechungen. Der Rasen hatte seinen Anteil daran,“ resümierte Linksaußen Adler nach dem Spiel. Auch sein Trainer Schwartz klagte: „Es war heute sehr schwer auf dem Platz zu spielen.“
Passend zur Partie wurde das von Paderborn erzielte, erste Tor des Abends von der an anderen Tagen wie ein Bollwerk agierenden Abwehrreihe der Schwarz-Weißen begünstigt. Kachunga nutzte die Abstimmungsprobleme zwischen Olajengbesi, Schulz und Riemann zur frühen Führung für die Gäste (12.). Sandhausen brauchte aber nicht lange, um die entsprechende Antwort zu liefern. Auch die Paderborner Abwehr half kräftig mit. Strohdiek fiel dem Platz zum Opfer, sodass Jovanovic, alleine auf das gegnerische Tor zulaufend aus spitzem Winkel den Paderborner Ersatztorhüter Lück mit einem Beinschuss düpierte (25.)

Quelle: kicker.de
„Bis zur Halbzeit haben wir das ganz gut gemacht, Jovanovics Verletzung hat uns dann geschwächt. Aber schon vorher war das Umschaltspiel nicht so, wie wir uns das vorstellen,“ so Linsmayer. Wie SVS-Trainer Schwartz später bekanntgab, habe sich der 33-jährige Stürmer in der ersten Halbzeit eine Oberschenkelzerrung zugezogen. Damit reihte er sich in das aktuell wieder größer werdende Lazarett bei den Sandhäusern ein. Hübner, wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk, Löning, wegen Rückenbeschwerden, und Danny Blum, bei dem sich nach einem Schlag aufs Knie Flüssigkeit in diesem gesammelt hatte, waren bereits vor der Partie nicht einsatzbereit.
Jovanovics Ausfall machte sich spätestens in der zweiten Halbzeit bemerkbar, denn das Offensivspiel erlahmte und Meha ließ nur kurz nach Wiederanpfiff mit seinem flach getretenen Freistoß Riemann im Tor der Sandhäuser schlecht aussehen - die erneute Führung für die Gäste.
Bereits in der ersten Halbzeit hatte Meha die Chance zur Führung auf dem Fuß gehabt (43.), doch der ruhende Ball lag ihm schon immer mehr.
Nach der Führung seien die Paderborner - laut Gästetrainer André Breitenreiter - klar spielbestimmend gewesen, hätten es aber versäumt, das dritte Tor zu erzielen.
Stattdessen kam der für Jovanovic eingewechselte Rechtsaußen Stiefler im Strafraum des Gegners zu Fall und Schiedsrichter Christian Dietz zeigte auf den Punkt - offensichtlich eine Fehlentscheidung. Das sah natürlich auch der Trainer der Paderborner so, hatte aber trotzdem Mitleid mit dem Referee: „Die Schiedsrichter sind die ärmsten Menschen auf dem Platz. Sie müssen sehr schnell entscheiden.“ Sein Gegenüber, Schwartz, nannte den nicht berechtigten Elfmeter „ausgleichende Gerechtigkeit,“ immerhin habe man seiner Mannschaft bereits sechs Mal in dieser Saison einen Strafstoß verwehrt. 
Quelle: yahoo.eurosport.de
David Ulm ließ sich die unverhoffte Chance nicht nehmen und sorgte für den etwas glücklichen Ausgleich der Hausherren.
Nur kurz nach dem Ausgleich, als die meisten Fans sich noch lautstark über den Ausgleich freuten, flog eine lange Flanke von Schauerte zum langen Pfosten, wo Adler goldrichtig stand und mit seinem Kopfball die Fans auf den Rängen in Ekstase versetzte. Ausgerechnet Adler, der, wie Schwartz es ausdrückte, „wegen einer Entgleisung“ in Düsseldorf nicht dabei war. Er habe mit dem Siegtor und seiner Leistung die richtige Antwort gegeben. 
In der Schlussviertelstunde bemühten sich die Paderborner noch um den Ausgleich, scheiterten aber mit diesem Unterfangen. Auch weil Sandhausen sich mit Mann und Maus hinten reinstellte und seine Defensivqualitäten voll entfaltete. Dafür gab es viel Lob vom Trainer: „Ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Sie haben am Ende mit viel Herz und Leidenschaft den 3:2-Vorsprung verteidigt.“

Sandhausen hat, wenn man die ausgerufene 40-Punkte-Klassenerhaltsmarke als ausreichend betrachtet, jetzt bereits die Hälfte davon erreicht und das bei noch zwei ausstehenden Vorrundenspielen. „In den ausstehenden Spielen können wir jetzt Bonuspunkte sammeln,“ betonte Siegtorschütze Adler. Am besten schon am nächsten Samstag in Ingolstadt. Das fordert auch Linsmayer: „Wir müssen in Ingolstadt was zählbares mitnehmen und den FCI auf Abstand halten.“
Auf die Frage, warum noch vor dem Paderborn-Spiel Sandhausen nur zehn Tore erzielt hatte und in diesem Spiel dann gleich drei, antwortete der Sandhäuser „Sechser“ geradeaus:
„wir hatten heute einfach mal das Quäntchen Glück.“



SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Schulz, Achenbach - Linsmayer, Tüting - Zimmermann (63. Thiede), Ulm (87. Kister), Adler - Jovanovic (46. Stiefler
SC Paderborn: Lück - Heinloth (78. Wurtz), Strohdiek, Hünemeier, Brückner (85. Amedick) - Demme, Pepic (79. Sané) - Wemmer, Kachunga, Meha - Saglik

Tore: 0:1 Kachunga (12.), 1:1 Jovanovic (25.), 1:2 Meha (48.), 2:2 Ulm (FE, 72.), 3:2 Adler (74)
Schiedsrichter: Christian Dietz Zuschauer: 3000


Sonntag, 3. November 2013

In Sandhausen kann man mal verlier'n [SVS - FSV 2:0]

„In Sandhausen kann man mal verlier‘n,“ sangen die Sandhäuser Fans schadenfroh in Richtung Gästeanhang, wenige Minuten vor dem Ende der Zweitligapartie ihres Vereins gegen den FSV Frankfurt. Der, wie Gästetrainer Benno Möhlmann zugab, „absolut verdiente“ 2:0-Sieg war der dritte Heimsieg der Saison. Der Hardtwald ist in dieser Runde eine noch uneingenommene Festung. Drei Siege und vier Unentschieden stehen jetzt zu Buche, nur Kaiserslautern holte zu Hause mehr Punkte.
Warum diese gute Heimbilanz so relevant ist, erklärte der „Sechser“ Denis Linsmayer nach dem Spiel: „Die zweite Liga ist extrem ausgeglichen. Wenn ich wetten würde, würde ich diese Liga auslassen. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass wir zu Hause die Punkte holen.“ Auch sein Teamkollege Danny Blum, der erstmals von Beginn an spielte, pflichtete ihm bei: „Die Liga ist dieses Jahr brutal eng. Es geht schnell nach oben und schnell nach unten.“
Stimmt. Der SV Sandhausen ist durch den Heimdreier in der Tabelle gleich vier Plätze nach oben gesprungen und rangiert jetzt auf Platz neun, hat jedoch nur drei Punkte Abstand auf den Abstiegsrelegationsplatz. „Dieses Jahr kann wirklich jeder jeden schlagen,“ sagte auch Simon Tüting.

Quelle: Kicker.de
Tüting, der wie Blum von Trainer Schwartz das Vertrauen geschenkt bekam, von Beginn an zu spielen, war für den an der Schulter verletzten Kulovits eingesprungen. Gerade die beiden Reservisten Blum und Tüting sorgten für das Ende der seit drei Spielen andauernden Torflaute. Schon nach zwölf Minuten gingen die Sandhäuser durch den Linksaußen Blum in Führung, der mit einem schönen Dribbling die Defensive der Frankfurter ausspielte und trocken mit links abschloss. „Das war wirklich eine super Einzelaktion von Danny,“ war Teamkollege Linsmayer voll des Lobes für Blum und auch sein Trainer Schwartz sagte: „Er hat heute das Vertrauen zurückgezahlt.“ Der 22-Jährige war in der letzten Saison noch auf Leihbasis beim KSC in der dritten Liga am Ball und gilt seit Jahren als großes Talent, dem jedoch, wie auch Schwartz bestätigte, „die Konstanz fehlt.“ Mit ihm sei es ein bisschen wie mit einem Überraschungsei. 
Nach dem Führungstor hätten die Sandhäuser wenig später schon alles klar machen können, der starke Adler suchte Ulm, der jedoch allein vor FSV-Torwart Klandt wegrutschte. Nach dieser Chance der Hausherren verflachte die Partie, viel spielte sich im Mittelfeld ab. Beide Teams gingen resolut in die Zweikämpfe, sodass es zu vielen Unterbrechungen, aber außer einem Freistoß des Frankfurters Yelen zu keinerlei Tormöglichkeiten kam.

Quelle: Welt.de
In der zweiten Hälfte waren die Chancen dann aber da. Der Ex-Sandhäuser Kandziora brachte Riemann mit einem Distanzschuss in Bedrängnis (51.) und Jovanovic scheiterte auf der Gegenseite aus kurzer Distanz am Keeper der Gäste (55.).
Tüting machte es augenblicklich besser. Sein Distanzschuss landete unhaltbar im linken Eck des FSV-Tores, Danny Blum hatte Tüting den Ball aufgelegt. „Ich habe heute vor der Partie an den ersten Spieltag der letzten Saison gedacht, als ich gegen den FSV getroffen habe. Und es hat wieder geklappt,“ freute sich Tüting. Der Routinier fehlte verletzungsbedingt fast die komplette Rückrunde der Vorsaison. Jetzt möchte er wieder angreifen: „Mein Anspruch ist es, zu spielen und deswegen gebe ich immer alles,“ äußerte er sich kämpferisch.
Nach dieser komfortablen Führung zogen sich die Sandhäuser weiter in ihre Hälfte zurück und lauerten auf Konter. Die Frankfurter gaben sich nicht auf und mobilisierten neue Kräfte. „In der letzten halben Stunde haben wir noch einmal alles versucht, der Wille war da, aber am Ende hat einfach die Qualität gefehlt,“ resümierte FSV-Trainer Möhlmann die restliche Partie. Linsmayer hatte noch zu kritisieren: „Nach dem 2:0 haben wir zu sehr verwaltet.“ Und Schwartz beklagte, dass die Konterchancen, die sich in der Schlussphase ergeben haben, nicht richtig zu Ende gespielt worden wären. Ansonsten war Schwartz aber sehr zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. Sie habe Teamgeist, Disziplin und Siegeswille gezeigt und habe sich den Sieg verdient.

Am nächsten Sonntag muss der SV Sandhausen dann in Düsseldorf gegen die Fortuna antreten und möglichst punkten: „Wir brauchen uns da nicht zu verstecken, außerdem ist Düsseldorf angeknackst,“ betonte Linsmayer mutig. Die Fortuna verlor am Freitag in Aalen (0:1) und rangiert jetzt hinter Sandhausen auf Platz elf. Der Stuhl von Trainer Mike Büskens wackelt, nach dem Freitagsspiel war sogar von einer Beurlaubung des 45-Jährigen die Rede. Die Chance für die Sandhäuser auch mal auswärts wieder zu punkten ist also da. Und dann könnten die Fans auch einmal in fremden Gefilden ihr Lied singen.



SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Hübner, Achenbach - Linsmayer, Tüting - Adler (72. Stiefler), Ulm (79. Thiede), Blum - Jovanovic (85. Löning)

FSV Frankfurt: Klandt - Huber, Schlicke, Oumari, Teixeira - Görlitz (45. Kapllani), Kauko, Yelen (76. Epstein) - Roshi (17. Kandziora), Rukavytsya, Lecki

Tore: 1:0 Blum (12.), 2:0 Tüting (56.)
Gelb-Rot oder Sperren: Hübner (61., 5. Gelbe Karte) - Teixeira (88., Gelb-Rot)
Schiedsrichter: Rene Rohde  Zuschauer: 3550