Sonntag, 28. Oktober 2012

„Zweikampfverhalten einer Altherrenmannschaft“ [SVS - MSV 0:2]

Der Präsident des SV Sandhausen, Jürgen Machmeier, war sich im Vorfeld der Partie gegen den Tabellenletzten MSV Duisburg sicher: "Wenn jeder aus dem Team seine 100% ige Leistung abruft, werden wir die 3 Punkte am Hardtwald behalten." Nach der 0:2-Heimniederlage war er einer der wenigen beim SV Sandhausen, der nicht ratlos wirkte, sondern die Antwort auf die Frage nach der Ursache der Niederlage kannte: "Es wurden nicht 100 % gegeben. Wir haben Duisburg durch unsere Leistung stark gemacht  und das ist nicht zu akzeptieren." Desweiteren ärgerte er sich über das Zweikampfverhalten seiner Mannschaft, das "wie das einer Altherrenmannschaft" gewesen sei. Auch sein Trainer Gerd Dais pflichtete ihm bei: "Es wurde nicht das umgesetzt, was wir uns im Vorfeld vorgenommen hatten. Wir standen viel zu weit vom Gegner weg."

Quelle: mv-online.de
Dabei versuchten die Sandhäuser in der Anfangsphase der Partie an die Leistungen der Spiele gegen Aalen und Kaiserslautern anzuknüpfen. Sie waren engagiert, machten das Spiel und versuchten über die beiden Flügelspieler Andrew Wooten und Nico Klotz zum Torerfolg zu kommen. Vor allem die Rückkehr von Nico Klotz, der wegen eines Muskelfaserrisses fast einen Monat nicht einsetzbar war und statt Kandziora von Beginn an spielte, machte sich durch die schnellen Antritte und lebendigen Dribblings des 26-Jährigen bemerkbar. Was jedoch oft nach einem gefährlichen Angriff mit einer zur Folge habenden Großchance aussah, verpuffte meistens im "Nichts". Die letzten Zuspiele kamen nicht bei Onuegbu an und die eigentlich sichere Defensive hatte mit Kittner, der wieder als Ersatz für den weiterhin verletzten Daniel Schulz spielte, einen großen Unsicherheitsfaktor - wie schon in Kaiserslautern, als Kittner die Hauptschuld an den ersten beiden Gegentoren traf. Das Spiel beider Mannschaften war geprägt von vielen Fehlpässen und es dauerte fast eine halbe Stunde, ehe Onuegbu die Chance zur Führung für die Hausherren hatte, diese aber vergab. Auch der gute Tüting konnte wenig später seine Chance nicht nutzen. Auf der anderen Seite war es Sukalo, der Ischdonat ein erstes Mal prüfte.
Nach 33 Minuten landete der Ball dann im Tor der Sandhäuser. Duisburg geht nach einer schönen Kombination aus dem Mittelfeld über Berberovic durch Sören Brandy in Führung, der Ischdonat keine Chance ließ. Sandhausen war in der Folge bemüht den Rückstand zu egalisieren, tat sich aber sehr schwer damit. Kurz vor der Pause hatte Tüting eigentlich schon den Ausgleich auf dem Fuß, schaffte es aber irgendwie die gute Hereingabe von Jan Fießer neben das Tor zu setzen. In der Halbzeitpause reagierte Dais: Für den schwachen Kittner kam Kapitän Frank Löning in die Partie, Morena rückte vom defensiven Mittelfeld in die Innenverteidigung, so dass aus dem 4-3-2-1 ein 4-4-2-System geworden war.

Nach dem Spiel analysierte Fabio Morena die zweite Hälfte aus Sicht der Sandhäuser recht passend: "In der zweiten Halbzeit haben wir die Räume dann aufgemacht und Duisburg hat sie genutzt." Gerd Dais vervollständigte die Analyse, denn "in der zweiten Halbzeit waren wir besser, aber ohne zwingender in der Offensive zu werden." In der 60. Minute nutzte Sören Brandy einen dieser offenen Räume zu seinem zweiten Streich an diesem Nachmittag. Mit einer einfachen Drehung ließ er Marco Pischorn aussteigen und tunnelte den machtlosen Daniel Ischdonat. Etwa zehn Minuten nach dem zweiten Gegentor hatten die Sandhäuser nach dem genialen Zuspiel von Tüting durch Onuegbu die Riesenchance, den Anschlusstreffer zu erzielen, doch Onuegbu verstolperte kläglich den Ball. Duisburg spielte die Führung kontrolliert und souverän runter, so dass es beim verdienten 0:2-Auswärtserfolg für die Gäste aus dem Ruhrgebiet blieb, die einfach cleverer waren.

Die Stimmung im Hardtwaldstadion war nach dem Spiel "auf dem Tiefpunkt" (Machmeier). Das Fazit von Gerd Dais auf der Pressekonferenz hätte eindeutiger nicht ausgedrückt werden können: "Wenn wir nicht an unsere Leistungsgrenze gehen, dann können wir in dieser Liga gegen keinen Gegner gewinnen. Wir haben eine ärgerliche Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten erlitten."
 Die trostlose Vorstellung war passend zu der enttäuschenden Zuschauerzahl und den eisigen, nasskalten äußeren Bedingungen. Einige Fans verließen frühzeitig das Stadion und die Spieler ließen die Köpfe hängen. Fabio Morena erklärte, dass "die Fehler analysiert und abgestellt, die Automatismen verbessert werden müssen." Vor allem aber "darf die Mannschaft nicht die Begeisterung verlieren, in der zweiten Liga zu spielen, sonst ist das das Ende." Am Dienstag steht bereits das nächste Spiel an. Dann müssen die Sandhäuser zum Champions League Teilnehmer FC Schalke 04. Schalke, das in dieser Woche Dortmund, Arsenal London und Nürnberg besiegte, käme laut Machmeier "gerade recht", immerhin gibt es dort nichts zu verlieren.
Auf Schalke dürfen die Fans keine großen Veränderungen bezüglich der Aufstellung erwarten. Gerd Dais fehlen die Alternativen, da die wieder einsatzbereiten Riemann, Danneberg, Schauerte und Schulz zu lange verletzt waren und daher ein Einsatz von Anfang an laut Dais "nicht in Frage kommt."
Am Ende der Pressekonferenz hatte Gerd Dais dann sogar schon wieder seinen Humor gefunden: "Ich habe keine Befürchtungen, dass wir zweistellig verlieren."


SV Sandhausen: Ischdonat - Falkenberg (77. Kandziora), Kittner (46. Löning), Pischorn, Achenbach - Morena - Wooten, Fießer, Tüting, Klotz (67. Riemann) - Onuegbu

MSV Duisburg: Wiedwald - Kern, Lachheb, Bajic, Berberovic - Hoffmann, Sukalo - Brosinski (85. Exslager), da Silva (78. Domovchiyski), Brandy (67. Pamic) - Baljak

Tore: 0:1 Sören Brandy (33.), 0:2 Sören Brandy (60.)

Gelbe Karten: Fießer, Pischorn - Brandy

Schiedsrichter: Christian Leicher

Zuschauer: 3500

Montag, 8. Oktober 2012

Andrew Wooten führt Sandhausen zum Sieg [SVS - VfR Aalen 1:0]

Ohne, dass die jungen Fans von der Stehplatztribüne dieser aufgefordert hätten, erhoben sich nach und nach die Fans auf der Haupttribüne und begannen das Lied "Steht auf für den SVS!" anzustimmen. Die langen drei Minuten, die nachgespielt wurden, waren von einem durchgängigen Pfeifkonzert begleitet, ehe Schiedsrichter Benjamin Brand das Sandhäuser Publikum erlöste und die Partie abpfiff. Überall fielen sich die Menschen in die Arme und die Mannschaft feierte mit ihren Fans den zweiten Saisonsieg im neunten Spiel gegen den Mitaufsteiger aus Aalen, der doch mit so breiter Brust nach Sandhausen gereist war. Gerade gegen den Tabellenfünften, der seine letzten drei Ligaspiele gewonnen hatte, gelang es der Dais-Elf sich aus der Negativspirale zu befreien. Bei vielen Verantwortlichen war die Erleichterung förmlich zu sehen, die von ihnen abfiel, denn die Sandhäuser konnten keines der letzten fünf Spiele gewinnen und standen bereits auf einem Abstiegsplatz. Gerd Dais freute sich ebenfalls: "Es war ganz wichtig, mit einem Erfolgserlebnis in die Länderspielpause zu gehen"
Und wie: Sandhausen, nun auf Platz zwölf liegend, wäre bei einer Niederlage noch weiter in den Tabellenkeller gerutscht, denn die Konkurrenten aus Duisburg (1:0 in Cottbus) und Aue (3:1 gegen Regensburg) gewannen ebenfalls.

Quelle: augsburger-allgemeine.de
Vor dem Spiel hatte Trainer Gerd Dais zunächst für Verwunderung bei den Anwesenden im nicht sehr gut besetzten Hardtwaldstadion gesorgt. Ganze sechs Änderungen nahm er an seiner Anfangself gegenüber dem Spiel in München vor. Das Ausrufezeichen: Kapitän Frank Löning musste auf der Bank schmoren, während Kingsley Onuegbu dessen Platz im Sturm übernahm. Weil David Blacha sich im Training am Freitag einen Muskelfaserriss zuzog, beorderte Dais den nominellen Stürmer Andrew Wooten, der im Sommer auf Leihbasis von Kaiserslautern gekommen war, auf die rechte Außenbahn. Die beste Entscheidung, die Dais in dieser Saison traf, würde manch einer nach dem Spiel sagen. Andrew Wooten war der überragende Akteur auf dem Platz. Beim einzigen Tor des Tages startete er über die rechte Seite, ließ Gegenspieler Buballa gekonnt mit einem ansehnlichen Trick aussteigen und flankte präzise auf seinen am kurzen Pfosten lauernden Mannschaftskollegen Kingsley Onuegbu, der praktisch nur noch noch den Fuß hinhalten musste.
Fast hätte Andrew Wooten auch noch ein Tor selbst gemacht, doch seinem fulminanten Distanzschuss stand der Pfosten im Weg. Sandhausen war in der ersten Halbzeit die klar bessere Mannschaft und zeigte ein anderes Gesicht als in den letzten Wochen, während Aalen nach Aussage des Sportchefs der Schwäbischen Post, Werner Röhrich, "die schlechteste erste Halbzeit der Saison" spielte.

"In der zweiten Halbzeit waren wir wieder unter Druck, da müssen wir ansetzen und Ruhe ins Spiel bringen", analysierte der im defensiven Mittelfeld spielende Fabio Morena das Spielgeschehen nach der Pause und auch Gerd Dais hätte sich im zweiten Durchgang mehr Abgeklärtheit von seinen Spielern gewünscht: "Wir haben versäumt die Konter richtig zu Ende zu spielen". Tatsächlich war es der VfR Aalen, der im zweiten Durchgang auf den Ausgleich drängte, jedoch "in der Offensive nicht die nötige Durchschlagskraft entwickelte", wie VfR-Trainer Ralph Hasenhüttl geknickt festellte. So mussten die Sandhäuser zwar bis zum Ende zittern, retteten sich jedoch dank einer sicher stehenden Defensive ins Ziel.

Nach dem Spiel redete natürlich alles vom Newcomer Andrew Wooten, der so beeindruckend aufgetrumpft hatte. Sogar Gerd Dais, der die Dinge meistens sehr nüchtern betrachtet, geriet ins Schwärmen: "Er hat gezeigt, dass er die Position sehr gut spielen kann und hat viele gefährliche Situationen eingeleitet. Und natürlich die schöne Vorlage".
Torschütze Onuegbu sprach von einem "geilen Gefühl" wieder einmal ein Tor erzielt zu haben, lobte jedoch auch die Leistung seines Kollegen Wooten, mit dem er, wie er verriet, die Situation vor dem Tor des Tages bereits im Training erprobt hatte: "Er hat zu mir gesagt: wenn ich den Ball hab, dann lauf zum kurzen Pfosten".
Der Gelobte gab freudestrahlend Rede und Antwort über seinen ersten Einsatz von Beginn an: "Ich habe im Training immer Gas gegeben und bin froh, dass ich die Chance bekommen habe." Er fühle sich außerdem sehr wohl in Sandhausen, sei sehr gut von der Mannschaft aufgenommen worden.

Jetzt ist erstmal die Länderspielpause. Danach müssen die Sandhäuser auf dem Betzenberg antreten, dann wieder mit Onuegbu und vor allem Wooten ? Dais wollte sich darauf noch nicht zwei Wochen vorher festlegen, er "verteile schließlich keine Blankoschecks", außerdem sind Klotz, Adler und Riemann dann wieder einsatzbereit. Den 23-Jährigen, sympathischen Deutsch-Amerikaner würde es zumindest ungemein freuen, immerhin ist Kaiserslautern sein alter Verein. Wenn er an alter Wirkungsstätte zum Einsatz kommen sollte, dann werde er natürlich "100 Prozent" geben, denn "es geht noch besser", gab er mit einem Augenzwinkern zu. Die Fans werden mit diesem hochtalentierten, jungen Mann wohl noch viel Freude haben...



SV Sandhausen: Ischdonat; Falkenberg, Pischorn, Schulz (32. Kittner), Achenbach; Morena; Fießer (79. Glibo), Tüting, Kandziora; Wooten, Onuegbu (83. Löning).

VfR Aalen: Fejzic; Traut, Barth, Hübner, Buballa; Hofmann, Grech (84. Bergheim); Lechleiter, Dausch, Klauß (63. Valentini); Cidimar (70. Reichwein).

gelbe Karten: Tüting, Glibo - Grech

Tor: 1:0 (20.) Onuegbu 

Zuschauer: 2.800 

Schiedsrichter: Benjamin Brand (Gerolzhofen),