Dienstag, 20. März 2012

30. Spieltag: Rot-Weiß Erfurt - SV Sandhausen 17.03.12 | 4:2

"Ich denke, so wie wir uns in den ersten 45 Minuten präsentiert haben ist eigentlich ohne Worte..." grummelte der verärgert wirkende SVS-Trainer Gerd Dais in das Mikrofon der ARD. Seiner Mannschaft war im kurz zuvor zu Ende gegangenen Spiel, von Erfurt, in Person von Marcel Reichwein, der einen lupenreinen Hattrick erzielte, großzügig eingeschenkt worden. Nachdem man die erste Hälfte komplett verschlafen hatte und drei Gegentore durch Reichwein kassiert hatte, zeigte man jedoch in der zweiten Hälfte Moral und verkürzte zwischenzeitlich auf 3:2. Es war jedoch zu spät. Durch das Spielen mit drei Stürmern in der Schlussphase gab es für die Erfurter Kontermöglichkeiten. Eine davon nutzte - na, wer sonst ? - natürlich Reichwein zum entscheidenden 4:2-Endergebnis. Glücklich für den SVS war jedoch, dass an diesem Spieltag auch die Aufstiegskonkurrenten Punkte liegen lassen mussten. So verloren sowohl Regensburg, als auch Heidenheim, jedoch gewann der VFR Aalen und holte sich so die Tabellenführung zurück.

Für die Erfurter würde dieses Spiel wohl die letzte Chance sein, um nochmal in den Aufstiegskampf einzugreifen zu können. Die Zeichen standen jedoch nicht gut für Erfurt: Der neu erstarkte Tabellenführer war der Gegner und man selbst war nicht ohne Grund nur zwölfter der Heimtabelle: In den letzten 10 Spielen am heimischen Steigerwaldstadion gab es nur einen Sieg für die Mannschaft von Ex-Sandhäuser und Trainer Stefan Emmerling. Emmerling spielte bereits ab der Jugend in Sandhausen, und auch später in der 1. Mannschaft, gemeinsam mit Gerd Dais.

Als Tabellenführer reiste man nach Erfurt um gegen den Siebtplatzierten möglichst drei Punkte zu holen. Nach der Niederlage gegen Chemnitz hatte man gegen Jena wieder zu alter Stärke gefunden und brannte darauf die Erfurter endgültig aus dem Aufstiegsgeschehen zu verabschieden.

Für Blacha rückte der gegen Jena gesperrte Spielmacher David Ulm wieder in die Startaufstellung, für Roberto Pinto durfte Nico Klotz ran.

Vor über 6000 Zuschauer, die sich im Steigerwaldstadion versammelt hatten und von denen ca. 100 aus Sandhausen angereist waren, erwischten die Gastgeber den besseren Start. So wäre beinahe nach fünf Minuten bereits das Führungstor gefallen, doch Daniel Ischdonat war, ganz im Gegensatz zu seinen Vorderleuten, bereits wach. Doch auch nach dieser Chance schafften es die Sandhäuser nicht aus ihrer Lethargie zu erwachen, was prompt zum 1:0 für Erfurt, nach etwas mehr als einer Viertelstunde, führte. Obwohl das gewohnte Innenverteidigungsduo Pischorn/Schulz nach zeitlich versetzten Sperren nun wieder vereint war, ließ es Reichwein beim Gegentor komplett alleine, denn trotz des Angehens von Schulz, Pischorn und auch von Ischdonat blieb Reichwein der Sieger, erzielte ganz cool das Tor.
Der SVS war in der nächsten Zeit sehr bemüht den Rückstand zu korrigieren und versuchte so immer wieder über Ulm zum Torerfolg zu kommen. Es funktionierte jedoch nicht viel in dieser ersten Hälfte, denn nahezu die komplette Sandhäuser Mannschaft wies katastrophale Zweikampfwerte auf.
So fällt nach 25 Minuten der nächste Treffer für die Erfurter. Auch diesmal hätte die Mannschaft dies verhindern müssen, denn der entscheidende Pass auf Reichwein wird flach zwischen 6 SVS-Spielern hindurch gespielt und Pischorn, sowie Schulz stehen bei der Vollendung des Tores nur brav Manier.
Doch es kam noch schlimmer. Marcel Reichwein gelingt zehn Minuten vor der Pause der lupenreine Hattrick. Nach einer Flanke trifft er per Kopfball, den er gegen die Laufrichtung von Ischdonat setzt, und stürzt die Sandhäuser vor der Pause in tiefe Depressionen. So war man auf Seiten der Gäste froh, als der Schiedsrichter zur Halbzeit abpfiff.

In der Pause reagierte Trainer Gerd Dais und brachte mit Regis Dorn einen zweiten Stürmer, der blass gebliebene Tim Danneberg musste auf der Bank Platz nehmen. Dais hatte wohl sein Team in der Pause wach geschrien, denn nicht anders ist das nun völlig andere Auftreten der Sandhäuser zu erklären. Man setzte Erfurt im Aufbauspiel früh unter Druck und kam so oftmals zum Ballgewinn in der Hälfte der Erfurter. So gelang schon fünf Minuten nach Wiederanpfiff der Treffer zum 1:3 durch Frank Löning, nach einem Freistoß von Julian Schauerte aus halblinker Position. Das 13. Saisontor für den Kapitän des SV Sandhausen.
 Sandhausen hatte nun eindeutig das Spiel in der Hand und drängte auf den Anschlusstreffer um die verkorkste erste Hälfte möglichst noch wett zu machen. 20 Minuten vor Schluss hatte dann Marco Pischorn die Riesenchance seine Fehler in der Abwehr wieder gut zu machen, er scheiterte jedoch per Kopf am starken Erfurter Schlussmann Sponsel. Der SVS versuchte weiter alles und schaffte dann durch Jan Fießer den Anschlusstreffer im zweiten Versuch. Mittlerweile war Antonio Grimaldi für David Ulm gekommen, der SVS spielte also jetzt mit drei Stürmern und warf nochmal alles nach vorne, ging volles Risiko. Statt des Ausgleichs erzielte jedoch Marcel Reichwein in der Nachspielzeit sein viertes Tor an diesem Tag und sorgte damit für die Entscheidung.
Die Erfurter können sich nun wieder Hoffnungen im Aufstiegskampf machen und gehen als verdienter Sieger vom Platz, denn eine sehr gute zweite Hälfte der Sandhäuser reichte nicht aus, um die komplett verschlafene erste Hälfte wieder wett zu machen. Der SVS muss also eine bittere Niederlage einstecken und ist am Samstag gegen Babelsberg zum Siegen verdammt.

Kommentar:


So darf man, wenn man den Aufstieg meistern will, nicht spielen. Das, was die Mannschaft in der ersten Halbzeit, vor allem in der Defensive zeigte, hatte nicht einmal Drittliganiveau. Umso erfreulicher aber die Leistung der zweiten Hälfte, wo unsere Jungs aus dem Tiefschlaf erwacht sind und Moral bewiesen haben. Zwar hat es nicht zum Sieg gereicht, aber bis auf Aalen musste ja auch die Konkurrenz Federn lassen. Es ist also weiterhin alles offen, jedoch sollte das Heimspiel gegen Babelsberg unbedingt gewonnen werden, dann mal vielleicht auch mit einer der sportlichen Situation angemessenen Zuschauerzahl. Denn zumindest 3000 Zuschauer hätte der SVS mehr als verdient.



FC Rot-Weiß Erfurt: Sponsel, Ofosu-Ayeh, Rauw, Oumari, Caillas, Manno (81. Ströhl), Pfingsten-Reddig (81. Zedi), Engelhardt, Drexler (63. Weidlich), Reichwein, Morabit.
SV Sandhausen: Ischdonat, Sievers, Pischorn, Schulz, Schauerte (59. Pinto), Fießer, Klotz, Danneberg (46. Dorn), Ulm (71. Grimaldi), Kandziora, Löning
Gelbe Karten: Pfingsten-Reddig - Schauerte, Kandziora, Pischorn, Schulz.
Tore: 1:0 Reichwein (17.), 2:0 Reichwein (25.), 3:0 Reichwein (36.), 3:1 Löning (50.), 3:2 Fießer (81.), 4:2 Reichwein (90+3.). 
Schiedsrichter: Malte Dittrich (Bremen), 
Zuschauer: 6.436.

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