Mittwoch, 26. September 2012

Wieder in der Wirklichkeit angekommen [SVS - Jahn Regensburg 1:2]

"Wir wollten eine bessere Leistung als gegen Paderborn abliefern", erklärte Gerd Dais auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Das war seiner Mannschaft nur teilweise gelungen. Zwar bedeutete das Heimspiel eine Leistungssteigerung im Vergleich zum Auswärtsspiel in Paderborn, das Resultat war jedoch das Gleiche: Die Punkte gingen an den Gegner, der sich diese auch verdient hatte. Zum ersten Mal in dieser Saison waren die Sandhäuser leicht favorisiert in das Heimspiel gegen den Mitaufsteiger aus Regensburg gegangen. Sie verloren jedoch gegen die Außenseiter aus Ostbayern, nachdem Julian Wießmeier für sein Team das Siegtor zu einem Zeitpunkt erzielte, als sich die Minuskulisse von 2400 Zuschauern im Hardtwaldstadion schon mit dem Unentschieden abgefunden hatte. Es war bereits das vierte Spiel ohne einen Sieg und langsam aber sicher rücken die Abstiegsplätze immer näher. Der sichtlich mitgenommene Dais versuchte eine Erklärung für das durch die vielen Fehlpässe unkonzentriert wirkende Spiel seiner Mannschaft zu finden: "Das schnelle Außenbahnspiel, das uns am Anfang der Runde ausgezeichnet hat, kann wegen der Verletzungsmisere nicht aufgezogen werden.". Es ist kein adäquater Ersatz für die weiterhin verletzten Riemann, Klotz und Adler vorhanden und Kandziora ist nach seiner Verletzung noch nicht wieder in Form, was der schwache Auftritt in Paderborn zeigte. "Halfar und Blacha haben ihr Bestmöglichstes versucht, aber sie spielen auf den falschen Positionen".

Dabei hatte es in der Anfangsphase der Partie zunächst gut ausgesehen - zumindest was das Engagement betraf. Den Sandhäusern war der Wille deutlich anzumerken, die Niederlage in Paderborn wieder wett zu machen. Trotzdem waren gerade die ersten Minuten von unzähligen Fehlpässen auf beiden Seiten geprägt. "Wir waren sehr nervös", gab Dais zu verstehen. 
Nach nur sieben Minuten gab es dann den ersten negativen Vorfall an diesem Dienstagabend: Nach einem Zweikampf mit Gegenspieler Jim-Patrick Müller humpelte Julian Schauerte vom Platz - der erste Verdacht auf einen Kreutzbandriss hat sich aber nicht bewahrheitet, Schauerte beginnt bereits am Donnerstag mit der Reha.
Nachdem der hoch motivierte Löning keinen seiner drei guten Schußmöglichkeiten zum Führungstor verwerten konnte, flachte die sehr zerfahrene und von vielen Abspielfehlern geprägte Partie etwas ab.
Eine halbe Stunde war gespielt, da hätte die Führung für die Hausherren eigentlich fallen müssen. Blacha setzte sich im Strafraum der Regensburger gegen seinen Gegenspieler durch, der Pfosten verhindert jedoch den Treffer. Auch Fießer vermochte es im Nachschuss nicht den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen und das obwohl SSV-Torhüter Hofmann bereits geschlagen am Boden lag und Fießer völlig unbedrängt war. Sicherlich enorm gut für das Selbstvertrauen des sympathischen 39-Jährigen, der nach seinem Fehler am Wochenende im Spiel seines SSV gegen Cottbus (0:1) im Fernseh-Interview schwer getroffen über eine Auszeit nachdachte.
Einige Minuten später unterlief Achenbach ein Abspielfehler im Aufbauspiel, der um ein Haar zu einem Regensburger Treffer geführt hätte. Gerade diese Fehler, sehr nah am eigenen Sechzehner, führten schon gegen Paderborn und Dresden zu Gegentoren.
In der 36. Minute bügelte Achenbach dann seinen Fehler wieder aus: Sein Freistoß aus dem Mittelfeld fand den Kopf von Marco Pischorn, der zur Führung für die Sandhäuser vollendete. Als eigentlich alle schon mit dem Pausenpfiff rechneten, spielte Djuricin per Bogenlampe auf den am rechten Pfosten der Sandhäuser lauernden Müller, der mit einem Kopfball den überraschenden aber verdienten Ausgleich für Regensburg erzielte.

Nach der Pause wirkte Sandhausen sichtlich geschockt. Regensburg übernahm jetzt endgültig die Spielkontrolle und drückte auf ein weiteres Tor. Die Sandhäuser warteten ab und versuchten ihr Glück über Konter zu finden, die jedoch schlampig aufgezogen wurden und so uneffektiv blieben. Einzig die Innenverteidigung, Schulz und Pischorn, standen gut und ließen wenig zu. Die beiden hatten jedoch genug zu tun, denn vor allem das defensive Mittelfeld erlaubte sich immer wieder unnötige Ballverluste. Im Angriffsspiel ging auf Sandhäuser Seite gar nichts mehr, auch die Einwechslung von David Ulm, der für Simon Tüting kam und von dem sich Dais etwas Kreativität und Passsicherheit erhoffte, fruchtete nicht. Der Garant für den Aufstieg im vorigen Jahr findet sich in der 2. Bundesliga bisher noch überhaupt nicht zurecht.
 Zehn Minuten vor Schluss kam dann noch Kinsley Onuegbu in die Partie. Nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung hatte er die Riesenchance Sandhausen doch noch zum Sieg zu schießen, Hofmann im Regensburger Tor blieb aber Sieger. Die Leihgabe aus Fürth erfüllt bisher noch nicht die Erwartungen, obwohl er von sich selbst behauptet: "Ich bin ein Bundesliga-Spieler". Wie schon in der ersten Halbzeit, trifft Regensburg nach 45 Minuten. In der 90. Minute kommt Wießmeier an der linken Strafraumseite der Sandhäuser an den Ball, zieht ab und lässt Ischdonat im Sandhäuser Tor schlecht aussehen. Wie Dais später erklärte treffe Ischdonat jedoch keine Schuld: "Der Ball ging durch die Beine von unserem Verteidiger, der Schuss war unglücklich für Ischdonat zu halten".

Lautstark feierten die Regensburger ihren Auswärtssieg im Sandhäuser Kabinentrakt, während die Stimmung im Hardtwaldstadion auf dem Tiefpunkt war. Die Spieler kamen nicht zu den Interviews mit den Journalisten. Onuegbu lief mit hängendem Kopf zum Ausgang und erwiderte gereizt: "Ich habe keine Lust, etwas zu sagen." Eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff sah man Fabio Morena einsam seine Runden auf dem Rasen im mittlerweile dunklen Hardtwaldstadion drehen, während der strömende Regen auf ihn einprasselte. Ein Bild mit Symbolik für die aktuelle Gefühlslage in Sandhausen. Die Sandhäuser sind wieder in der Wirklichkeit angekommen und müssen, nachdem die Euphorie der ersten Spiele verflogen ist, alles geben im Abstiegskampf.


SV Sandhausen: Ischdonat; Schauerte (7. Falkenberg), Schulz, Pischorn, Achenbach; Glibo; Blacha, Fießer, Tüting (72. Ulm), Halfar; Löning (79. Onuegbu).

SSV Jahn Regensburg: Hofmann; Nachreiner, Laurito, Rahn, Kamavuaka; Kotzke, Heih; Wießmeier, Müller (68. Weidlich); Sembolo (92. Neunaber), Djuricin (81. Hofmann).

Tore: 1:0 Pischorn (37.), 1:1 Müller (45.+1), 1:2 Wießmeier (90.), Zuschauer: 2.400, 

Schiedsrichter: Dr. Robert Kampka (Mainz), 

Gelbe Karten: Falkenberg, Onuegbu - Laurito, Kamavuaka, Nachreiner

Zuschauer: 2400



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