"Wir haben uns nach dem Rückstand aufgerappelt, diese Niederlage wirft uns nicht um, hier werden noch ganz andere Mannschaften Punkte lassen", erklärte Trainer Gerd Dais nach dem Spiel. Auch Präsident Jürgen Machmeier wollte der 1:2-Niederlage seiner Mannschaft am Millerntor an diesem Tage nur positives abgewinnen: "Eine größere Anerkennung als die, mit Applaus verabschiedet zu werden gibt es nicht". Der Beifall der Hamburger Zuschauer war tatsächlich nicht einfach nur menschliche Höflichkeit. Er war eine Würdigung des couragierten Auftritts, den der Aufsteiger aus dem kleinen Sandhausen an diesem Fußballnachmittag gezeigt hat. Nichtsdestotrotz reichte es nicht gegen stark aufspielende Paulianer, die nun also, am 4. Spieltag, ihre Aufstiegsambitionen auch sportlich bestätigten.
Zu Beginn sah es jedoch ganz und gar nicht nach einem Sieg der Hamburger aus. Sandhausen-Kapitän Frank Löning hatte zweimal (3. und 6.) die Möglichkeit sein Team in Front zu bringen, jedoch gingen seine beiden Kopfballmöglichkeiten über bzw. neben das Tor. Sandhausen war in der Anfangsphase die zielstrebigere Mannschaft mit mehr Zug zum Tor, doch nachdem Löning seine beiden Möglichkeiten bereits vergeben hatte, machte es Nico Klotz ebenfalls nicht besser (20.).
Je länger die Partie dauerte, desto besser kam St. Pauli ins Spiel und desto mehr Druck wurde auf das Sandhäuser Tor ausgeübt. Wenige Sekunden bevor es in die Halbzeitpause ging, war es Markus Thorandt, der nur die Querlatte traf. Doch mittlerweile hatten die Paulianer das Heft an sich gerissen, sie machten jetzt das Spiel und aus Sandhäuser Sicht konnte man als Fußballkenner schon böses ahnen.
Mit dem Anpfiff zu Hälfte zwei ging es so weiter, wie die erste Halbzeit geendet hatte: Mit einer Tormöglichkeit für die Gastgeber. Doch Daniel Ischdonat, der mal wieder einen unglaublich guten Tag erwischte, vereitelte erst gegen Fin Bartels, der gänzlich unbedrängt auf ihn zugerannt kam, dann bewahrte er Ruhe, als Ebbers noch versuchte nachzustochern. Obwohl die Sandhäuser diszipliniert in der Defensive standen kam die Heimmannschaft zu einer Fülle von Chancen, die entweder Daniel Ischdonat vereitelte, oder einer der Sandhäuser Abwehrspieler. So schafften es auch Kalla (54.) und Bruns (65.) nicht das mittlerweile hochverdiente Führungstor zu erzielen.
Dieses fiel dann aber in der 71. Minute, weil Ischdonat diesmal geschickt aus dem Spiel genommen wurde. Beim Nachschuss von Fin Bartels, der von der Strafraumgrenze aus abzog, war Ischdonat die Sicht versperrt, so dass er bei diesem Schuss gar nicht reagieren konnte.
Doch nach diesem Rückschlag gaben die Gäste aus Sandhausen natürlich noch nicht auf. So gelingt Nico Klotz nur drei Minuten später das Ausgleichstor, indem er an Pauli-Torwart Tschauner vorbeiläuft und einschiebt - das dachten zumindest alle im Stadion, bevor der Linienrichter doch noch seine Fahne hob und nachträglich auf Abseits entschied. Eine fragwürdige Entscheidung und ganz bitter für die Sandhäuser, die schon am Feiern waren. Statt des Ausgleichtreffers setzte es in der 76. Minute das zweite Gegentor für die Gäste durch Ebbers, der alleine auf Ischdonat zugelaufen kam und diesem keine Chance ließ.
In der 83. Minute war es dann Marco Pischorn, der nach einer Ecke von Julian Schauerte, die Partie nochmal spannend machte, indem er den Ball per Kopf an die Unterkante der Latte setzte, von wo er hinter die Torlinie sprang.
Doch der Anschlusstreffer kam zu spät, es blieb am Ende bei 2:1-Heimerfolg für St. Pauli, und das ging schon in Ordnung so. Nach dem Spiel gab es dann nochmal emotionale Momente, denn der jahrelange St. Pauli-Kapitän und jetzige SVS-Spieler Fabio Morena drehte eine zusätzliche Ehrenrunde durch das mit 21.045 Zuschauern ausverkaufte Stadion und wurde von allen bejubelt. Danach gab er zu: "Das war sehr emotional, es sind schon ein paar Tränen geflossen".
Jetzt gibt es erstmal die zweiwöchige Länderspielpause, danach muss der SV Sandhausen zu Hause gegen Dynamo Dresden antreten. Gegen den aufstrebenden Ostklub möchte man möglichst an das vorige Heimspiel gegen Union Berlin (2:0) anknüpfen, denn, wie hatte es Dais nach dem Spiel ausgedrückt: "Diese Niederlage wirft uns nicht um".
Nach diesem starken Auftritt besteht deswegen auch kein Grund zur Sorge.
St. Pauli: Tschauner - Avevor, Mohr, Thorandt, Kalla - Boll, Daube (80. Funk) - Bartels, Bruns - Saglik (90. +1 Schlachten), Ebbers (85. Ginczek).
SV Sandhausen: Ischdonat - Schauerte, Pischorn, Schulz, Achenbach - Morena - Klotz, Fießer (80. Blacha), Tüting (80. Ulm), Halfar (75. Wooten) - Löning
Gelbe Karten: / - Morena, Achenbach
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Bartels (71.), 2:0 Ebbers (76.), 2:1 Pischorn (83.)
Zuschauer: 21.045
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