Ein Pfostenkopfball, ein Handspiel, das nicht geahndet wurde, vier gelbe, eine rote Karte, ein Elfmeter, ein ausgebliebener zweiter Platzverweis und drei Verletzte – beim Baden-Derby zwischen dem Karlsruher SC und dem SV Sandhausen ging es turbulent zu, woran Schiedsrichter Christian Leicher entscheidenden Anteil hatte. Der 35-jährige Diplom-Kaufmann erwischte einen rabenschwarzen Tag und machte in mehreren Situationen eine unglückliche Figur. Vor allem den Präsidenten der Sandhäuser, Jürgen Machmeier, brachte das auf die Palme: „Das war allenfalls Kreisliga-Niveau und da tut man den Kreisliga-Schiedsrichtern noch Unrecht. Das war die unnötigste Niederlage der ganzen Saison.“
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1:2 unterlagen die Sandhäuser am Ende im Karlsruher Wildpark. Zum ersten Mal in dieser Runde verliert der SVS also zweimal in Folge, nachdem man am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen den 1. FC Köln (0:1) ebenfalls das Nachsehen hatte. Sandhausens Trainer, Alois Schwartz, hat allerdings „keine Angst, dass das in einem Negativlauf mündet, denn wir haben in beiden Begegnungen gut gespielt“.
Zumindest aber in der ersten Halbzeit hatte keines der beiden Teams im Wildpark sich das Prädikat „gut“ verdient. Weder Karlsruhe noch Sandhausen brachten in der Offensive sonderlich viel zustande. Die Hausherren waren zu harmlos, die Gäste machten zu viele Fehler im Aufbauspiel. Den etwa 13.000 Zuschauern auf den Rängen wurde weitesgehend Mittelfeldgeplänkel geboten. Die beste und einzig nennenswerte Möglichkeit war da noch der Distanzschuss von SV-Stürmer Nicky Adler, den Karlsruhes Keeper, Dirk Orlishausen, aber mit Bravour parierte (31. Minute).
„Die erste Hälfte war sehr zerfahren, wir haben uns dann in der Halbzeitpause vorgenommen, mehr Risiko zu gehen,“ sagte KSC-Trainer Markus Kauczinski später. Das hatten sich wohl auch die Sandhäuser vorgenommen, denn nur fünf Minuten nach Wiederanpfiff traf Adler per Kopf den Pfosten, von wo der Ball gegen die Hand des Karlsruher Defensivmanns Philipp Klingmann sprang, allein der Pfiff des Referees blieb aus (50.). Sandhausens Geschäftsführer, Otmar Schork, war sich sicher: „Ein ganz klares Handspiel.“ Auch SVS-Stürmer Ranisav Jovanovic ärgerte sich: „Uns wurde zum wiederholten Male in dieser Saison ein Strafstoß verwehrt.“ Im Gegenzug konterte der Karlsruher SC, Torres fand Peitz und dieser ließ sich die Chance zur Führung alleine auf Riemann zulaufend nicht mehr nehmen (51.). Schwartz dazu: „Ich habe vorher extra vor dem schnellen Umschaltspiel der Karlsruher gewarnt.“
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Das erste Tor war auch der Türöffner für die bis dahin stockend angelaufene Partie, es entwickelte sich in der Folge ein offener Schlagabtausch. Erst hatte Alibaz nach einem weiteren Konter den zweiten Treffer für die Karlsruher auf dem Fuß (54.), dann sah auf der Gegenseite Adler den heraneilenden Marco Thiede, der jedoch seine Doppelchance kläglich vergab (65.). „Da muss er das Tor machen, er hatte alle Zeit der Welt,“ stöhnte sein Trainer, Schwartz. Wenige Minuten später zückte der Unparteiische dann plötzlich die rote Karte und schickte den erst zur Halbzeit für den Verletzten Olajengbesi (Muskelverhärtung) eingewechselten Florian Hübner wegen Nachtretens gegen Micanski vom Platz. Nicht nur Jovanovic echauffierte sich über eine weitere fragwürdige Entscheidung des Spielleiters: „Wir hatten heute das Gefühl, dass der Schiri, von der ersten Minute an, strittige Situationen gegen uns pfeift. Vor allem bei der roten Karte fehlte das Feingefühl.“ Kurze Zeit später folgte dann schon der nächste Schock für die Gäste: Nach einem weiteren schnellen Angriff der Hausherren über Torres wurde dieser von Torwart Riemann zu Fall gebracht, den fälligen Strafstoß verwandelte Rouwen Hennings (79.). Brisant: Laut Regelkatalog hätte der schon zuvor gelb-verwarnte Riemann zumindest eine weitere gelbe Karte bekommen müssen und wäre vom Platz gestellt worden. Er hatte beim Platzverweis seinen Teamkollegen Hübner vom Feld geführt und bekam dafür unverständlicherweise eine Verwarnung. „Dass ich beim Elfer nicht vom Platz gestellt werde, war wohl der Ausgleich für die erste Karte,“ sagte Riemann augenzwinkernd.
Auch nach dem zweiten Gegentreffer gaben sich die Sandhäuser noch nicht auf und kamen durch Adler kurz vor dem Schlusspfiff zum Anschlusstreffer (86.). Bitter: Der Angreifer erlitt beim Abschluss eine schwere Prellung an der linken Schulter und musste vom Platz getragen werden. Da die Kurpfälzer aber schon dreimal gewechselt hatten, musste die Partie mit neun gegen elf zu Ende gespielt werden. Trotz dieser numerischen Unterlegenheit hatte Kister in der Nachspielzeit sogar noch den Ausgleich auf dem Fuß (90.+4). „Wir haben mit zwei Mann weniger bis zum Ende vorbildlich gekämpft, die Mannschaft hat viel Herz bewiesen,“ lobte der Sportliche Leiter der Sandhäuser, Regis Dorn. Dass es am Ende nicht für einen Punktgewinn gereicht hat, war nicht nur die Schuld des Schiedsrichters. „zumindest in der ersten Halbzeit hätten wir etwas mutiger nach vorne spielen müssen,“ übte Rechtsverteidiger Julian Schauerte Selbstkritik.
Am Ende waren sich dann die Coaches beider Kontrahenten einig: „Es haben heute Kleinigkeiten entschieden.“
SV Sandhausen: Riemann – Schauerte, Olajengbesi, Kister (46. Hübner), Achenbach – Kulovits (76. Schulz), Tüting – Stiefler, Thiede (76. Ulm) – Jovanovic, Adler
Karlsruher SC: Orlishausen – Klingmann, Gordon, Mauersberger, Kempe – Yabo, Peitz – Torres (90. Krebs), Alibaz (84. Park) – Hennings – van der Biezen (45. Micanski)
Tore: 1:0 Peitz (51.), 2:0 Hennings (FE, 79.), 2:1 Adler (86.), Rote Karte: Hübner (72., wegen Nachtretens), Zuschauer: 13322, Schiedsrichter: Christian Leicher
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