Der SV Sandhausen überzeugte gegen 1860 München, allein die Tore blieben aus
Unglaubliches spielte sich am Samstag im Hardtwaldstadion des SV Sandhausen ab. Die mit nur 19 Toren aus 22 Spielen schwächste Offensivreihe der 2. Bundesliga verzückte gegen die Münchener Löwen seine Fans über weite Strecken mit ansehnlichem Angriffsfußball und hatte Chancen für drei Spiele. Allein der Ball wollte nicht über die Torlinie.
„Das war mit das beste Heimspiel der Saison“, bescheinigte Jürgen Machmeier, der Präsident des SV Sandhausen seiner Mannschaft, „aber wenn man das Tor nicht schießt, dann kann man auch nicht gewinnen.“ Satte 24 Schüsse feuerten die Sandhäuser in Richtung des Münchener Gehäuses ab – vergeblich. Auch ganze zehn Eckbälle führten nicht zum ersehnten Erfolgserlebnis. Das torlose Unentschieden war am Ende eine gefühlte Niederlage für die Hausherren, Gästetrainer Friedhelm Funkel sprach nicht umsonst von einem „glücklichen Punktgewinn“ seiner Mannschaft und lobte den Gegner: „Sandhausen hat heute – wie schon die ganze Saison über – eindrucksvoll bewiesen, dass sie nach dem Lizenentzug Duisburgs zurecht in der 2. Bundesliga spielen.“
„Wir sind natürlich sehr enttäuscht,“ gab Rückkehrer Denis Linsmayer zu, „wir haben heute fußballerisch überzeugt, aber wurden dafür nicht belohnt.“ Der 22-jährige defensive Mittelfeldspieler der Sandhäuser hatte am vergangenen Samstag in der Auswärtspartie beim Karlsruher SC noch wegen einer Gelbsperre gefehlt und wurde schmerzlich vermisst. Gegen die Sechziger glänzte er dann als Initiator des Sandhäuser Offensivspiels und sorgte mit einem gefährlichen Distanzschuss selbst für Torgefahr (41. Minute).
Wie auch bei vielen anderen Möglichkeiten der Gastgeber, war 1860-Keeper Gabor Kiraly aber zur Stelle und hielt sein Team mit tollen Paraden im Spiel. Bei den insgesamt enttäuschenden Sechzigern, die nur eine etwa zehnminütige Drangphase nach der Pause hatten und ansonsten fast schon lustlos wirkten, war er der einzige der zu überzeugen wusste, wie auch SVS-Stürmer Nicky Adler feststellte: „Kiraly hat einen wirklich guten Tag erwischt.“
Die fehlende Sandhäuser Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor auf einen gut aufgelegten Gäste-Torwart abzuwälzen, wäre aber zu leicht.
Es war zum verzweifeln – auch Adler traf nicht. Quelle: morgenweb.de |
Von Beginn an war man dem Gegner, wie im Hinspiel in der Allianz-Arena (2:0), deutlich überlegen. Chancen ergaben sich im Minutentakt. Neben Linsmayer scheiterte Tüting mit einem Kopfball an Kiraly (4.), Stieflers Schuss wurde im letzten Moment von einem Verteidiger der Löwen abgefälscht (5.), Jovanovic setzte seinen Kopfball aus kurzer Distanz am Gehäuse vorbei (20.), Adler traf nur das Außennetz (42.), Schulz scheiterte per Kopf an der Latte (73.) und der für Adler gekommene Diakite (90.+2) versäumte es, kurz vor Schluss doch noch den goldenen Siegtreffer zu erzielen – um nur die besten Torchancen zu nennen. Dazu kommt, dass die Kurpfälzer die letzten 25 Minuten sogar in Überzahl absolvierten, nachdem Sechziger Kai Bülow wegen wiederholtem Foulspiels die gelb-rote Karte sah. Die für die Heimfans unter den 5300 Zuschauern aber wohl am schlimmsten zu ertragende, vergebene Möglichkeit ereignete sich, nachdem etwas mehr als eine Stunde gespielt war.
Nach einem Freistoß standen vier Sandhäuser völlig blank vor dem Kasten, weil der Münchener Weigl das Abseits aufgehoben hatte, Adler köpfte genau auf Kiraly und SVS-Verteidiger Daniel Schulz brachte es fertig, den Ball im Fünfmeterraum noch über statt ins Tor zu dreschen – unfassbar! Schulz dazu: „Da war ich zu überrascht, aber natürlich hätte ich ihn machen müssen.“ Wie heißt es so schön: Hätte, hätte – Fahrradkette. Am Endergebnis und zwei verschenkten Punkten ändert das leider nichts.
„Heute hat das Quäntchen Glück gefehlt“, meinte Adler später. Sein Trainer Alois Schwartz formulierte das etwas anders: „Wir wollten heute viel auf Abschluss spielen. Das hat ja auch geklappt“, sagte der Fußballlehrer, „aber in den entscheidenden Momenten hat die Ruhe und Abgeklärtheit gefehlt.“
Trotzdem versucht man am Hardtwald das Positive aus dieser Partie mitzunehmen: „Wir haben heute mit viel Schwung und Leidenschaft gespielt,“ freute sich Schwartz und lobte: „Die Mannschaft hat die richtige Antwort auf die Niederlagen gegen Köln und Karlsruhe gegeben.“ Schlussendlich müsse man mit dem Punkt leben und sei auch nicht ganz unzufrieden damit, schließlich sei damit die im Vorfeld ausgegebene Zielsetzung erfüllt worden.
Am nächsten Freitag können es die Sandhäuser dann besser machen mit dem Toreschießen, dann geht es nämlich nach Kaiserslautern auf den Betzenberg. Alois Schwartz, der sechs Jahre lang die zweite Mannschaft der Pfälzer trainierte, kann es schon jetzt kaum erwarten: „Ich freue mich auf das schöne Stadion, die tolle Atmosphäre und viele alte Bekannte.“ Geschenke für die zuletzt arg gebeutelten Lauterer wird es aber nicht geben. „Wir fahren natürlich dorthin, um zu gewinnen“, gibt der Coach schonmal die Marschrichtung vor.
Sechzig-Trainer Funkel, der als Spieler von 1980-83 ebenfalls in der Pfalz aktiv war, ist guter Dinge für den SVS: „Ich denke, Sandhausen kann Kaiserslautern am Freitag ganz schön ärgern.“
SV Sandhausen: Riemann – Schauerte, Schulz, Olajengbesi, Achenbach – Linsmayer, Tüting – Stiefler, Thiede (67. Blum) – Jovanovic, Adler (82. Diakite)
1860 München: Kiraly – Schindler, Vallori, Bülow, Hertner – Stark – Steinhöfer, Adlung (61. Bierofka), Weigl, Stoppelkamp – Osako (88. Wood)
Zuschauer: 5300; Schiedsrichter: Harm Osmers; Gelbe Karten: / - Vallori, Stark, Steinhöfer; Gelb-Rote Karte: Bülow (65.)
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