Gründe zum Feiern gab es in der Hin- runde genug (Quelle: svs1916.de) |
Diesen Freitag ist es endlich soweit: Die Winterpause ist vorbei und die Teams der 2. Bundesliga starten in die Restrückrunde. Für die Sandhäuser lief es in der ersten Saisonhälfte – gemessen an den Voraussetzungen des kleinen Dorfvereins aus der Kurpfalz – nahezu optimal. So rangiert man in der zweiten Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte aktuell auf einem sehr guten neunten Platz. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsrang, den aktuell Erzgebirge Aue einnimmt. Nach oben sind es sogar nur vier Punkte Rückstand auf die drittplatzierten Roten Teufel aus Kaiserslautern. Trotz dieser überaus guten Ausgangssituation nimmt in Sandhausen niemand das Wort „Aufstieg“ in den Mund. „Unser Blick richtet sich nur nach unten,“ gab Geschäftsführer Otmar Schork unlängst zu verstehen.
Turbulente Vorsaison
Und das hat seine Gründe. Denn hinter den Sandhäusern liegen zwei turbulente Jahre. Zunächst schaffte man es, als kleiner Dorfverein (nur 14.500 Einwohner) – im Gegensatz zum ungeliebten Nachbarn Hoffenheim ohne einen großen Mäzen – Meister der 3. Liga zu werden und erstmals in der fast hundertjährigen Vereinsgeschichte in die zweithöchste Spielklasse des deutschen Fußballs vorzurücken. Die Zweitklassigkeit war aber eine Nummer zu groß für die Kurpfälzer. Die Saison endete ernüchternd: 66 Gegentore und nur 26 Punkte in 38 Spielen führten dazu, dass die Runde auf dem 17. Tabellenplatz beendet wurde, was unweigerlich den Abstieg zur Folge hatte – dachten zumindest alle. Sowohl Verein als auch Fans hatten sich schon lange vor Ende der Saison mit dem direkten Wiederabstieg abgefunden und bereits Alois Schwartz von Rot-Weiß Erfurt als neuen Trainer für die 3. Liga verpflichtet, mit dem vermehrt auf junge, entwicklungsfähige Spieler gesetzt werden sollte. Es waren schon mehrere Transfers für die 3. Liga getätigt worden, als die DFL Ende Mai verkündete, das dem sportlich in der 2. Bundesliga verbliebenen MSV Duisburg keine Lizenz erteilt werde. Wegen „finanzieller Unstimmigkeiten,“ wie es hieß. Nach einem weiteren Monat Unsicherheit – die Duisburger fochten die Entscheidung vor dem Ständigen Schiedsgericht an – gab es dann Klarheit: Die Zebras mussten den Gang in die 3. Liga antreten und Sandhausen blieb zweitklassig.
Bereits jetzt mehr Punkte als in der Vorsaison
Hat gut Lachen: Trainer Schwartz (Quelle: t-online.de) |
Zwar wurden noch mehrere Spieler für die 2. Bundesliga geholt, aber der Großteil des Kaders bestand aus Drittligaakteuren. So ging es in die laufende Saison. In der Hinrunde mussten sich die Sandhäuser Fans dann das ein oder andere Mal die Augen reiben, denn jene Mannschaft überraschte nicht nur mit Siegen in der Münchener Allianz-Arena (2:0) und gegen Kaiserslautern (1:0), sondern sie entwickelte sich auch unter der Regie Schwartz‘ von der schlechtesten Abwehr der Liga zur aktuell zweitbesten (17 Gegentore). Nur der Klassenprimus aus Köln (10) kassierte noch weniger Treffer. Auch das heimische Hardtwaldstadion wandelte sich zu einer beinahe uneinnehmbaren Festung, denn die Sandhäuser verloren nur eins ihrer zehn Heimspiele (gegen Greuther Fürth, 0:1) und stellen damit nach der Hinserie mit eben jenen Fürthern die heimstärkste Mannschaft der Liga. Schorks Hinrundenanalyse ist daher nicht verwunderlich: „Die stabile Defensive und und unsere Heimstärke waren die Basis für die hohe Punkteausbeute.“ 27 Zähler haben die Sandhäuser vor dem Start ins neue Jahr auf dem Konto – das ist bereits einer mehr als in der gesamten letzten Saison.
Winterpause
Nach einer kurzen Pause über Weihnachten und Neujahr, in der Trainer Alois Schwartz eine Auszeit verordnete und seinen Spielern empfahl, „die Füße hochzulegen“, nahmen die Schwarz-Weißen ab dem 2. Januar den Trainingsbetrieb wieder auf und gingen bei den beiden Hallenturnieren um den Harder13- und den Sparkassen-Cup an den Start (vierter und dritter Platz). Es folgten zwei Testspiele gegen die Drittligisten Regensburg (0:0) und Darmstadt (1:2). Anschließend ging es vom 20. bis 27. Januar ins Trainingslager nach Lara, nahe Antalya, in die Türkei. Mit den Bedingungen war Schwartz äußerst zufrieden, wie er gegenüber der „Rhein-Neckar-Zeitung“ (RNZ) zu verstehen gab: „Hotel gut, Essen gut, Platz gut. Alles perfekt!“ Während ihrem Aufenthalt absolvierten die Sandhäuser zwei weitere Partien gegen Hajduk Split (3:1) und den SV Ried (0:0), am vergangenen Donnerstag fand dann am Hardtwald das letzte Vorbereitungsspiel gegen Fürth statt (0:1). Bis auf die Partie gegen die Kroaten aus Split legten alle anderen Testspielergebnisse das große Manko der Hinrunde offen: Die Kurpfälzer erzielen zu wenig Tore. In 19 Partien gerade einmal 17 an der Zahl.
Drei Neue für die Offensive
Dabei wurden im Winter drei Neue für die Offensive geholt, um genau diesem Problem entgegenzuwirken. Außenbahnspieler Markus Mendler wurde vom 1. FC Nürnberg bis Saisonende ausgeliehen. Von ihm wird in Sandhausen viel erwartet, denn vor allem das Flügelspiel funktionierte bisher nicht gerade optimal. Der Trainer über seinen neuen Schützling: „Er ist schnell und trickreich und wird unser Angriffsspiel beleben.“ In den Vorbereitungsspielen wusste der 21-Jährige durchaus zu überzeugen und hat sich wohl in die erste Elf gespielt. Die anderen beiden Neuzugänge, der ehemalige Freiburger Eke Uzoma (ebenfalls Außenbahn) und der Franzose Adama Diakité (Sturm), ließen bisher gute Ansätze erkennen, brauchen aber offenbar noch Eingewöhnungszeit. Es bleibt abzuwarten, ob die neuen Spieler dem SV Sandhausen tatsächlich frischen Offensivgeist einhauchen können.
Ebenfalls drei Spieler verließen dagegen den SVS. Kapitän und Publikumsliebling Frank Löning wechselte schweren Herzens zum Ligakonkurrenten nach Aue, er kam nach seiner Knieverletzung im Sommer einfach nicht mehr in Tritt und hatte keine Perspektive mehr am Hardtwald. Wie auch das zweite Sandhäuser Urgestein Marco Pischorn, der nach Münster ging. Marc Lais, der erst im Sommer gekommen war, aber keine Einsatzchance bekam, zog weiter in Richtung Chemnitz. Neuer Spielführer ist Mittelfeldspieler Stefan Kulovits, der in der Hinrunde meistens von der Bank kam, aber dem aufgrund seiner Erfahrung das Kapitänsamt zuteilwurde. Seine Vertretung übernimmt Dauerbrenner Julian Schauerte.
Ausblick
Am Freitag steht das „erste richtungsweisende Spiel“ – wie es SVS-Fanbetreuer Stefan Allgeier in der “RNZ” nannte – beim Tabellenschlusslicht aus Cottbus an. Das Problem: Die Verletztenmisere ist auch über die Winterpause nicht abgerissen, sodass in der Lausitz mit Zimmermann, Hübner, Thiede und Zabavnik abermals mehrere Akteure nicht zur Verfügung stehen. Trotzdem sollten die Sandhäuser die Partie unbedingt gewinnen, denn in den nachfolgenden Wochen geht es ausschließlich gegen Hochkaräter wie Köln, Karlsruhe, München und Kaiserslautern. „Das wird ein heißer Tanz im Stadion der Freundschaft, für Energie geht es um viel,“ warnte Schauerte in der RNZ. Der Klassenerhalt ist entscheidend für die weitere Entwicklung dieses kleinen Vereins. Sollten die Sandhäuser die Klasse halten, rollen die Bagger am Hardtwald. Das Stadion soll auf ein Fassungsvermögen von 16.000 Zuschauern erweitert und ein Nachwuchszentrum gebaut werden. Gelingt es dem SV Sandhausen, die Leistung der Hinrunde zu bestätigen, also vor allem defensiv zu überzeugen und vorne das ein oder andere Tor zu erzielen, ist der Klassenerhalt machbar. Torwart Riemann gibt die Devise für die Rückrunde vor: „Wir müssen Woche für Woche unsere Leistung abrufen, sonst geraten wir in dieser ausgeglichenen Liga schnell in schlechtes Fahrwasser.“
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