Freitag, 2. August 2013

Interview mit clubfans-united.de vor dem DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg

Anfang der Woche wurde ich von der Nürnberger Fanseite Clubfans-United angeschrieben, ob ich denn bereit sei, vor dem anstehenden DFB-Pokalspiel ihres FCN in Sandhausen, ein Interview mit ihnen zu führen. Folgendes ist dabei entstanden. Viel Spaß beim lesen!
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[Clubfans United] Hallo Julian! Schön, dass wir auch bei so einem kleinen Klub wie dem SV Sandhausen einen Interview-Partner aus der Fanszene gefunden haben. Wenn wir richtig recherchiert haben, schreibst Du aber auf Deinem Blog gar nicht mehr so viel und hast die Berichterstattung über den SV Sandhausen auf Deine Facebook Seite verlegt. Warum ist das so?
[Julian] Hallo Stefan, der Schein trügt. Im letzten halben Jahr war ich sehr mit meinem Abitur beschäftigt, deswegen musste ich die Berichterstattung auf meinem Blog leider etwas zurückschrauben, weil sie zu viel Zeit in Anspruch genommen hat. In der neuen Saison werden aber wieder regelmäßig Artikel veröffentlicht.
[Clubfans United] Was macht den SV Sandhausen so besonders?
[Julian] Ich weiß nicht, wie es für andere ist, aber für mich sind es vor allem die Menschen, das Umfeld, die Mentalität, die Ruhe und die Nostalgie. Ich selbst komme nicht aus Sandhausen, sondern aus Heidelberg. Als mich mein Opa vor ca. 7 Jahren das erste Mal auf ein Spiel mitnahm, hab ich mich sofort verliebt und sogleich heimisch gefühlt, in diesem kleinen, schmucken Stadion, mitten im Wald. Die Menschen sind hier aufgeschlossener als in der Stadt (Heidelberg) und in unserem Stadion finden sich größtenteils noch einfache Leute und keine Anzugträger, die in ihrer Loge sitzen und sich nicht im Ansatz für Fußball interessieren. Ich glaube, hier gibt es noch diese alte Atmosphäre bei Fußballspielen, die aus einer Zeit stammt, als der Fußball noch nicht kommerzialisiert war. Durch die sportlichen Erfolge in den letzten Jahren gibt es aber auch hier eine Entwicklung davon weg.
[Clubfans United] Dem SV Sandhausen und dem 1. FC Nürnberg verbindet spontan eine Gemeinsamkeit. Beide Vereine profitierten in ihrer Geschichte von Lizenzentzügen anderer Vereine. In der Saison 94/95 blieb der Club dank des Lizenzentzugs von Dynamo Dresden in der zweiten Liga. Für uns Fans war das damals wie Geburtstag und Weihnachten zusammen. Im darauf folgenden Jahr stieg man aber sang- und klanglos in die Regionalliga ab. Wie fühlt sich der überraschende Ligaverbleib in Sandhausen an und wie zuversichtlich ist man, dass einem nicht das gleiche Schicksal wie dem 1. FC Nürnberg ereilt?
[Julian] Klar ist: Wir haben eine richtig miese erste Zweitligasaison gespielt und hätten verdient absteigen müssen. Dann kam der plötzliche Lizenzentzug – eine Riesensache, wir haben unverhofft eine zweite Chance erhalten. Natürlich ist die Freude sehr groß, aber es tut mir auch für einen Traditionsverein wie den MSV Duisburg sehr leid. Dass uns das gleiche Schicksal wie Nürnberg ereilt, kann durchaus sein, davor haben, glaube ich, auch die Verantwortlichen etwas Angst. Nicht anders ist die Flut von 16 Neuzugängen zu erklären. Ob das gut geht – ich hoffe es, zumindest wurde diesmal sehr viel Qualität und auch Erfahrung verpflichtet. Es wäre schön, wenn der Klassenerhalt diesmal sportlich gelingen würde.
[Clubfans United] In der näheren Umgebung von Sandhausen liegen mit Karlsruhe, Kaiserslautern, Frankfurt, Stuttgart und Hoffenheim (leider!) fünf etablierte Profiklubs. Keine guten Bedingungen für einen kleinen Verein wie den SV Sandhausen. Welche Auswirkungen hat dies auf die Fanszene des SVS und bestehen Sympathien zu den anderen Vereinen in der näheren Umgebung? Immerhin liegt Sandhausen im Regierungsbezirk Karlsruhe und im Rhein-Neckar Kreis.
[Julian] Ja, die großen Traditionsvereine in unsere näheren Umgebung machen uns natürlich zu schaffen, nicht umsonst haben wir den schlechtesten Zuschauerschnitt der 2. Bundesliga. In den letzten Jahren entwickelt sich da aber was. Die Fanszene wächst stetig und auch die Freundschaft mit den Fans des VfR Aalen tut uns sehr gut. In der Vergangenheit hatten die aktiven Fans immer wieder mit Stadionverboten zu kämpfen, was bei solch einer kleinen Zahl verheerende Auswirkungen hatte. Jetzt ist eine junge Generation nachgekommen und ich bin recht zuversichtlich, was die Zukunft der Fanszene in Sandhausen betrifft. Zu den Sympathien: Die gibt es eher weniger. Gerade Hoffenheim ist uns Sandhäusern (es heißt nicht Sandhausener!) ein Dorn im Auge. Seit Jahren wird auf den Tag gewartet, an dem es heißt: Sandhausen gegen Hoffenheim. Danach sehnen sich alle im kleinen Sandhausen: Den mit unerschöpflichem Reichtum ausgestatteten Retortenklub aus dem Kraichgau in die Schranken zu weisen.
[Clubfans United] Der SV Sandhausen war schon 2x Deutscher Amateurmeister, ein Dutzend mal Badischer Pokalsieger und Teilnehmer am DFB-Pokal. Warum hat es erst so spät mit dem Aufstieg in die zweite Liga geklappt?
[Julian] Sandhausen spielte jahrelang viertklassig, in der Oberliga Baden-Würtemberg. Die Sandhäuser wurden von der Presse schon spöttisch als “die Unaufsteigbaren” bezeichnet, weil man oft am Aufstieg in die drittklassige Regionalliga scheiterte. Der Aufstieg gelang dann endlich im Jahre 2007. Von da ab ging es steil aufwärts. Erst meisterte man noch im gleichen Jahr die Qualifikation zur eingleisigen 3. Liga und dann gelang im letzten Jahr sogar der Aufstieg ins Unterhaus des Deutschen Fußballs. Der SV Sandhausen ist im Profifußball angekommen und ich bin sehr stolz darauf. Warum es so lange gedauert hat? Ich weiß es nicht. Vielleicht weil professionelles Wirtschaften seine Zeit braucht. Wir hatten (zum Glück) keinen “Sponsor”, der uns mit seinem Geld mal eben mit Raketenantrieb in den Profifußball katapultiert hat. Herrn Hopp hatte es übrigens sogar versucht. 2005 wollte er einen Fusionsklub aus Hoffenheim, Walldorf und Sandhausen schaffen. Dieser neue Verein sollte dann den Namen FC Kurpfalz Heidelberg haben. Der Knackpunkt: Der SV Sandhausen sollte nur als Farmteam herhalten und unser stolzer Präsident Jürgen Machmeier sah das unter keinen Umständen ein. Vielleicht war dieser Drang nach Eingenständigkeit auch die Initialzündung, denn der Aufstieg folgte bekanntlich nur ein Jahr später…
[Clubfans United] In eurem Kader steht für uns Clubfans ein alter bekannter, Nicky Adler. In Nürnberg kam er über den Status “ewiges Talent” nicht hinaus, wie sieht das in Sandhausen aus?
[Julian] Nicky Adler ist schnell, kämpferisch und gibt immer alles auf den Platz. Das sind Eigenschaften, die ich an Fußballern sehr schätze. An seiner Technik muss er allerdings noch etwas feilen. Oftmals kommen seine Flanken nicht an. Allerdings muss man dazu sagen, dass er letzte Saison auch lange verletzt war, sonst hätte er wahrscheinlich auch öfter als vierzehn Mal gespielt. Er muss sich diese Saison auf jeden Fall beweisen. Am vergangenen Wochenende gegen Aue spielte er von Anfang an, allerdings völlig ungewohnt auf der Zehnerpositionen. Es war ihm sichtlich anzumerken, dass er da nie spielt…Ich traue ihm aber sehr viel zu, vorausgesetzt er bleibt dieses Jahr gesund.
[Clubfans United] Was wird den 1. FC Nürnberg in Sandhausen erwarten?
[Julian] Das wunderschöne, alte Hardtwaldstadion, nette Menschen, ein hoffentlich nicht einseitiges Spiel und mögliche große Wartezeiten an den Verpflegungshäuschen. Der Verein war in der Sommerpause der Meinung, dass man einen neuen Caterer einstellen und der Wirtin des Hardtwaldrestaurants, Ingrid, diese Aufgabe wegnehmen müsse. Ein wohl fataler Fehler. Schon beim Spiel gegen Aalen kam es massenhaft zu Staus an den Ständen. Davor hat das immer geklappt, leider auch ein Teil vom Fluch des Erfolgs.
[Clubfans United] Wir danken für das Interview und wünschen ein gutes Spiel!
[Julian] Danke, ebenfalls. Genießt euren Besuch!

Das Interview gibt es auch auf Clubfans-United zu lesen!

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