Die gute Nachricht zuerst: Nach fast achteinhalb Stunden ist es dem SV Sandhausen gelungen, mal wieder ein Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen. Die schlechte Nachricht: Auch nach dem dritten Ligaspiel warten die Sandhäuser weiter auf den ersten Saisonsieg.
Die Gesichter der Protagonisten waren an diesem Sonntagnachmittag sehr einfach zu deuten. Meist war es eine Mischung aus Enttäuschung und Ratlosigkeit. Selbst ein Jovanovic, der nicht nur den Torfluch besiegte, sondern auch sein erstes Saisontor erzielte und so seinem Trainer das Vertrauen zurückzahlte, konnte nicht fassen was gerade passiert war: „Wenn du 2:0 führst, dann hast du den Gegner in der Hand. Wir haben Angst gehabt. Ich weiß nicht vor was, vielleicht vorm Siegen.“ Tatsächlich ist es jetzt schon eine geraume Zeit her, dass der SV Sandhausen in der Liga als Sieger vom Platz ging. Zuletzt beim 3:1 gegen Ingolstadt, am 4. Mai - das sind über drei Monate!
Dabei sah zunächst alles nach einem ungefährdeten Heimspielerfolg aus. Nach knapp 20 Minuten hatten die elf Pokalhelden den Ball bereits zweimal im Tor der Gäste untergebracht. Die Zuschauer im Hardtwaldstadion mussten nicht lange warten, bis sie das erste Mal jubeln durften. Bereits nach neun Minuten erzielte Julian Schauerte per Strafstoß die Führung für die Hausherren, die von Anfang an engagiert zu Werke gingen. Kister war zuvor im Strafraum zu Fall gekommen. Nur zwei Minuten nach dem Elfmeter hätte es fast ein zweites Mal im Tor der Gäste eingeschlagen, Schulz kam nach einem Achenbach-Freistoß aus kurzer Distanz zum Kopfball, doch Energie-Schlussmann Almer war zur Stelle.
Cottbus wollte in der Folge den Ausgleich, doch das bot Sandhausen Räume zum Kontern. So auch beim 2:0, als Zimmermann nach Ballgewinn schnell schaltete und Jovanovic mit einem langen Ball in Szene setzte. Jovanovic zeigte, warum Sandhausen ihn geholt hatte, als er Almer umkurvte und einschob.
Cottbus zeigte sich jedoch unbeeindruckt und machte weiter das Spiel. Nachdem fast eine halbe Stunde am Hardtwald gespielt war, gelang dann den Lausitzern der Anschlusstreffer. Sanogo spielte Kruska in guter Schussposition an und dieser hämmerte den Ball in die Maschen. Riemann sah beim Gegentor etwas unglücklich aus, er stand zu weit vor dem Tor und zeigte keinerlei Reaktion. Diese erste Szene im SVS-Trikot, in der er nicht gut aussah, verunsicherte Riemann offenbar, zeigte er doch in der Folge weitere Unsicherheiten bei hohen Bällen und Eckstößen. Bis zum Ende der ersten Hälfte passierte nicht mehr viel und so lautete die allgemeine Frage im Hardtwaldstadion: Schafft es Sandhausen die Führung auch in der zweiten Hälfte zu behalten?
von rp-online.de |
Für die Antwort sorgte Boubacar Sanogo nach fast einer Stunde. Stiepermann überwand die schlafmützige SVS-Abwehr durch einen mustergültigen Pass auf den Ivorer, der Riemann umspielend den Gleichstand herstellte. Der Ausgleich hatte sich angekündigt. Zwar hatten die Sandhäuser nach der Pause eine hochkarätige Chance durch Knoll, aber danach zog die Energie ihren berüchtigten Offensivfußball auf und setzte das Tor der Hausherren gehörig unter Druck. Auch nach dem Tor spielten die Lausitzer den besseren Fußball, die Sandhäuser wollten zwar, aber blieben gerade im Angriffsspiel etwas unglücklich, auch die Einwechslungen von Ulm, Stiefler und Löning brachten keinen Erfolg. Immerhin hatte sich Riemann wieder gefangen und brillierte mit schönen Paraden. Am Ende musste sich Sandhausen mit dem einen Punkt zufriedengeben, war Cottbus doch vor allem in der zweiten Hälfte spielerisch überlegen.
Das findet auch Geschäftsführer Otmar Schork: „Nach der 2:0-Führung hab ich mehr erwartet, aber Cottbus war am Ende klar besser.“ Die Spieler versuchten nach dem Spiel zu analysieren, was in der zweiten Halbzeit, nach der Zwei-Tore-Führung, passiert war. Jovanovic beschrieb dies am passendsten: „Es gab einige Situationen, in denen wir keine Ruhe hatten. Da haben wir unnötig Bälle abgegeben.“ Auch Schwartz sprach von vielen „Annahme- und Passfehlern“ und davon, dass seine Mannschaft in der zweiten Hälfte „immer einen Schritt zu spät“ war.
Das Offensivspiel stockt weiter, trotz des einen Tores aus dem Spiel heraus, Kulovits bringt es auf den Punkt: „Uns fehlt die letzte Wille, die Kaltschnäuzigkeit im Sechzehner.“
Mit dem Toreschießen kennt sich eigentlich ein Frank Löning aus, der heute aber wieder gegenüber Jovanovic den Kürzeren zog. Mit den elf Saisontoren der letzten Saison hatte der 31-Jährige eigentlich die Latte für diese Saison hochgesetzt, doch eine Entzündung im Knie warf ihn zurück und jetzt kommt er nicht richtig in Tritt. Löning bestätigt: „Ich bin noch nicht ganz fit.“ Jedoch könne er mit der Situation gut umgehen, stelle sich in den Dienst der Mannschaft und strenge sich an, baldmöglichst wieder in die diese zu kommen.
Bald könnte es aber noch schwerer werden, denn die Verantwortlichen wollen wohl noch einen Stürmer holen. (Un)Stürmische Zeiten also für Löning.
In einer noch schlechteren Position befindet sich Aufstiegsheld Marco Pischorn. Unter Schwartz ist er aufs Abstellgleis geraten; ihm wurde vergangene Woche mitgeteilt, dass er nur noch Stürmer Nummer fünf ist, hinter Kister, Schulz, Olajengbesi und Hübner. Äußerst bitter für einen Spieler mit seinen Verdiensten.
Am Samstag geht es nach Köln und Jovanovic ist „guter Dinge, denn wir haben uns, bis auf diese zweite Halbzeit heute, in der Saison gut präsentiert.“ Eins sollten die Sandhäuser in Köln aber besser nicht haben, denn irgendwann müssen die Punkte her: Angst vorm Siegen.
Sandhausen: Riemann - Schauerte, Kister, Schulz, Achenbach - Zimmermann, Kulovits - Klotz (79. Ulm), Thiede, Knoll (67. Stiefler) - Jovanovic (79. Löning)
Cottbus: Almer - Schulze, Möhrle, Börner, Bittroff - Banovic, Kruska - Takyi (83. Susic), Fomitschow (67. Rivic) - Stiepermann, Sanogo (75. Mosquera)
Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart) - Zuschauer: 3200 - Tore: 1:0 Schauerte (9./Foulelfmeter), 2:0 Jovanovic (21.), 2:1 Kruska (29.), 2:2 Sanogo (58.)
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