Hier stand an diesem Dienstagabend also ein echtes Spitzenspiel bevor. Der Tabellenzweite aus Aalen empfängt den Tabellenführer, den SV Sandhausen. Es war lange fragwürdig, ob das Spiel denn überhaupt stattfinden könnte, doch um 8:30 Uhr heute Morgen gaben die Verantwortlichen des VFR Aalen grünes Licht. Mit Hilfe einer Isolierplane hatte man die vollständige Vereisung des Rasen über Nacht verhindert und dem schon einmal abgesagten Spiel stand nichts mehr im Wege
Die Aalener, die mit vier Siegen in Folge in diese Partie gingen, wollten zum nur einige wenige Kilometer entfernten Nachbarn punktetechnisch aufschließen, hatten allerdings auch im Hinterkopf, dass man, wenn man mit einem Zwei-Tore-Unterschied gewinnen würde, die Tabellenführung erringen könnte.
Der SVS wollte dies natürlich verhindern und am liebsten dreifach Punkten auf der Ostalb, denn das wäre ein entscheidender Schritt in Richtung Aufstieg.
Bei eisigen Temperaturen und einsetzendem Schneefall ging es dann also um 19 Uhr vor 3214 Zuschauern los. Man sah sofort beiden Mannschaften an, dass sie sich erstmal an die Platzverhältnisse gewöhnen mussten, denn beide produzierten Abspielfehler am Fließband. Vor allem in den ersten Minuten kam so gut wie kein Pass beim Mitspieler an. Der VFR Aalen hatte in der Folge zwei-drei Möglichkeiten per Freistoß, konnte aber nichts gefährliches zustande bringen. Sehr auffällig war, dass die Schaltzentrale der SVS-Offensive, David Ulm, an diesem Abend so gut wie jeden Ball vertendelte. Jedoch lag das nicht nur an seiner Leistung, denn jedes Mal, wenn er angespielt wurde, waren gleich zwei-drei Aalener bei ihm, um ihn unter Druck zu setzen. Das fruchtete: Ulm konnte keinerlei Offensivakzente, die man normalerweise in einem Spiel mehrfach von ihm zu sehen bekommt, setzen und meistens führte das Zuspiel auf ihn zu einem Ballverlust für die Sandhäuser. Nachdem erst Sandhausen durch Löning und kurz darauf, nachdem eine halben Stunde gespielt war, die Aalener durch Lechleiter eine Chance hatten, nahm die Partie zusehends an Fahrt auf. Die Aalener hatten etwas mehr vom Spiel und brachten die Viererkette, allen voran Marco Pischorn, der einen rabenschwarzen Tag erwischte, das ein oder andere Mal in die Bredouille. Die beste Chance für die Sandhäuser hatte Winterneuzugang Nico Klotz, der beste Sandhäuser an diesem Tag, als er mit dem Außenrist den Ball an die Latte des Tores von Aalen-Keeper Bernhardt setzte. In den letzten zehn Minuten vor der Halbzeitpause hatte Aalen noch zweimal eine Möglichkeit durch Robert Lechleiter, über den das ganze VFR-Spiel lief, SVS-Titan Daniel Ischdonat blieb jedoch immer der Sieger. So ging es mit einem 0:0-Unentschieden in die Pause. Die Aalener hatten mehr Spielanteile, doch auch die ein oder andere Sandhäuser Chance hätte die Führung herbeibringen können. Auffällig war, dass neben Pischorn und Ulm, die ansonsten immer die Schlüsselfiguren im Spiel der Sandhäuser darstellen, auch die linke Seite über Kandziora und vor allem Blum wenig oder gar nicht in Erscheinung trat. Wenn nach vorne gespielt wurde, dann meist über die rechte Seite.
Zur Pause wurde auf Seiten der Aalener Haller vom Platz genommen und der offensiver orientierte Valentini eingewechselt. Die beiden Teams ließen sich, wie schon zu Beginn des Spiels, etwas Zeit bis sie Akzente setzten. Nachdem ein bisschen mehr als 50 Minuten gespielt waren, hatte Dausch gesehen, dass Ischdonat zu weit vor dem Kasten stand und so fast per Freistoß die Führung markiert, Ischdonat schaffte es jedoch noch den Ball über das Gehäuse zu lenken. Nach 55 Minuten hatte Trainer Gerd Dais dann genug gesehen und wechselte seinen Spielmacher David Ulm aus. Für ihn kam der Last-Minute-Transfer Adriano Grimaldi. Der SVS spielte nun also mit zwei Spitzen. Statt das das Spiel aber nun wieder intensiver werden würde, verflachte es zunehmends und Gerd Dais hüpfte wie ein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie auf und ab - er war überhaupt nicht zufrieden wie seine Mannschaft sich hier präsentierte. In der 69. Minute war dann Schluss für den Sandhäuser, der an diesem Tag die meisten Akzente setzte: Für den angeschlagenen Nico Klotz kam Roberto Pinto ins Spiel. Nun wurden die Sandhäuser stärker. Doch gerade in der kleinen Drangphase der Sandhäuser fällt das Führungstor für den VFR Aalen durch den fünf Minuten zuvor eingewechselten Joker Sauter, der von Hofmann genial in Szene gesetzt wurde, aus guter Position ins lange Eck einschiebt und Ischdonat so keine Chance lässt. VFR-Trainer Ralph Hasenhüttl bewieß also abermals ein glückliches Händchen, was die Einwechslungen betrifft. Schon am Samstag gegen Regensburg wechselte Hasenhüttl Fabian Weiß ein, der das Siegtor für Aalen erzielte. Erst jetzt beginnt Sandhausen richtig loszulegen und hatte zweimal durch Löning und einmal durch Blacha die Rießenchance zum Ausgleich. Bei Blachas Schuss lenkt Aalen-Torwart Bernhardt den Ball mit dem Knie beinahe ins eigene Tor. Die Nachspielzeit von zwei Minuten wird angezeigt und der SV Sandhausen schmeißt nochmal alles nach vorne. In der 92. Minute wird dann ein Angriff der Sandhäuser abgefangen und blitzschnell umgeschalten. Sauter und der Ex-Sandhäuser Leandro Grech überlaufen die SVS-Defensive und Grech erzielt das Siegtor gegen seinen ehemaligen Verein, was zugleich die Tabellenführung für den VFR Aalen bedeutete.
Der VFR Aalen gewinnt in diesem Derby verdient, weil die Sandhäuser nicht ihren Rhythmus fanden und gerade die entscheidenden Spieler in der Offensive, wie auch in der Defensive, einen schlechten Tag erwischten.
Am Samstag empfängt der SV Sandhausen am heimischen Hardtwald den Chemnitzer FC, der sich am vergangenen Samstag gegen Unterhaching in bestechender Form gezeigt hat.
Kommentar:
Leider hat sich der VFR Aalen an diesem Tag cleverer angestellt als wir. Gerade das Ausschalten von David Ulm war ein entscheidender Schachzug der Aalener, der das Offensivspiel von uns zum Erlahmen brachte. Auffällig war aber auch, dass der SVS erst nachdem man in Rückstand geraten war auf einmal richtig aufspielte, wie als ob man sich die ganze Zeit zurückgehalten und einfach nur abgewartet hätte. Das diese Schlussoffensive gegen ein Spitzenteam, wie der VFR Aalen eines ist, nicht gereicht hat, kam dann auch wohl keineswegs überraschend. Das zweite Tor der Aalener und der damit verbundene Verlust der Tabellenführung hätte allerdings verhindert werden können, ja müssen. Es gibt jedoch auch positive Seiten dieses Verlustes. Unsere Jungs haben weiterhin 5 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und 7 Punkte Vorsprung auf den 4. Platz und der Druck des Gejagten, des Tabellenführers wurde nun auf die Aalener übertragen.
Jetzt gilt es gegen Chemnitz am Samstag die passende Antwort zu liefern, was jedoch nicht einfach wird, immerhin zeigen sich die Chemnitzer seit Beginn der Rückrunde, vor allem in Person von Anton Fink (Neuzugang, ist vom KSC gekommen), in bestechender Form.
VFR Aalen: Bernhardt - Traut, Kister, Mössmer, T. Schulz - Hofmann, Leandro - Haller (46. Valentini), Dausch (90. Weiß) - Cidimar (68. Sauter), Lechleiter
SV Sandhausen: Ischdonat - Schauerte, Pischorn, D. Schulz, Kandziora - Fießer - Klotz (69. Pinto), Danneberg, Ulm (54. Grimaldi), Blum (80. Blacha) - Löning
Gelbe Karten: Danneberg
Tore: 1:0 Sauter (74.), 2:0 Leandro (90.+2)
Zuschauer: 3214
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
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