In Wiesbaden ging es unter der Woche turbulent zu. Erst verlor man das Nachholspiel zu Hause mit 2:0 gegen Osnabrück, dann wurde Trainer Gino Lettieri nach zwei Jahren in der Landeshauptstadt Hessens entlassen. Nachfolger ist der aufstiegserfahrene Peter Vollmann, der 2002 mit Eintracht Braunschweig und 2011 mit Hansa Rostock in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. Diesmal gilt es jedoch bis zum Ende der Saison den Abstieg zu verhindern. Denn die Wiesbadener mussten ihre Ziele wegen der letzten Wochen und den damit verbundenen schlechten Leistungen der Mannschaft deutlich nach unten korrigieren. Vor der Saison sagten 16 von 20 Trainer der 3. Liga, dass Wiesbaden der Top-Favorit auf den Aufstieg sei und dies war vor der Saison auch noch das Ziel des Vereins, immerhin hatte man sich mit erfahrenen Erst- und Zweitligaspielern verstärkt. Auch zwei alte Bekannte spielen beim SVWW: Der langjährige Verteidiger und Publikumsliebling der Sandhäuser Alf Mintzel und Torhüter Michael Gurski. Gerade beim Debut des neuen Trainers standen die Zeichen jedoch schlecht, immerhin ging es gegen den Tabellenzweiten und Trainer Vollmann musste auf acht Spieler verzichten.
300 Sandhäuser Fans waren nach Wiesbaden gereist um ihre Mannschaft lautstark zu unterstützen. Diese hatten die Anfeuerung auch bitter nötig, immerhin verlor man in der vorigen Woche das Nachholspiel gegen den VFR Aalen, der dem SVS nicht nur drei Punkte, sondern auch noch die Tabellenführung abknüpfte. So war es an diesem Tag wichtig wieder in die Spur zu finden. Gerd Dais gab schon vor dem Spiel bekannt, dass er den Spielern vertrauen wird, die er auch schon gegen Aalen von Anfang an gebracht hat. Vor dem Spiel wurde dann bekannt, dass es doch eine Änderung gab: Für Kandziora sprang Marcel Busch als Außenverteidiger ein.Bieler.
Der SV Sandhausen war von Beginn an die engagiertere Mannschaft. Gegen, vor allem in der Defensive, schlecht stehende und lustlose Wiesbadener kam man deswegen früh zu Chancen. So auch nach sieben Minuten, als Marco Pischorn einen Ball nach vorne schlägt, dieser vom Wiesbadener Bieler mit dem Kopf amateurhaft geklärt wird, so dass SVS-Kapitän Frank Löning den Ball per Volley für Gurski unhaltbar ins rechte Eck donnert - ein Tor mit *Tor des Monats*-Charakter. Endlich gelang dem immer sehr gut spielenden Frank Löning mal wieder ein Treffer, immerhin hatte er seit neun (!) Spielen nicht mehr getroffen.
Die Wiesbadener versuchten in der Folge ins Spiel zu finden und übernahmen etwas die Initiative. Es dauerte jedoch fast eine halbe Stunde, bis sich das Bemühen der Hessen wirklich in ansehnliche Torchancen verwandelte. Beim Schuss des Wiesbadeners Janjic bewies Torhüter Daniel Ischdonat seine ganze Klasse, denn diesen Ball hätte nicht jeder Torwart der 3. Liga in dieser Weltklasse-Manier aus dem Winkel gefischt. Zwar hatten die Wiesbadener noch zwei weitere Chancen, diese aber so wie die vor der Großchance durch Janjic eigentlich nicht erwähnenswert. Trotz der kleinen Wehener Drangphase, wenn man es so nennen mag, spielte der SVS den besseren und reiferen Fußball. Vor allem beim eigenen Aufbau- und Offensivspiel hatte man alle Zeit der Welt und wurde nicht angegangen. So fiel dann auch zehn Minuten vor der Pause das zweite Tor für die Gäste. Danny Blum schlägt einen Ball in den Strafraum, David Ulm hat alle Zeit der Welt zu warten bis Marcel Busch angelaufen kommt, legt diesem dann den Ball vor und hört ihn dann zwei Sekunden später wieder an sich vorbei in Richtung Tor rauschen - das 0:2 durch Marcel Busch. Das war ein unglückliches Gegentor für den Ex-Sandhäuser Michael Gurski, denn der Schuss von Marcel Busch wurden noch vom eigenen Abwehrspieler abgefälscht, so dass Gurski - wie schon beim ersten Gegentor, keine Abwehrchance hatte.
Die Wiesbadener wirkten nach diesem zweiten Gegentor nun etwas verunsichert, doch es kam noch schlimmer für sie. Kurz bevor Schiedsrichter Benjamin Cortus die Pfeife zum Halbzeitpfiff in den Mund nahm, rappelte es noch einmal im Kasten von Michael Gurski: Nach einem Eckball konnte keiner der Wiesbadener entscheidend klären, so dass der Ball, wie schon bei seinem ersten Tor, Frank Löning an der Strafraumgrenze vor die Füße rollte, und von diesem im linken Eck versenkt wird. Danach ging es in die Kabine, die Sandhäuser Fans skandierten etwas frühzeitig, aber wohl nicht abwegig: "Auswärtssieg, Auswärtssieg...", während die Wiesbadener Spieler mit hängenden Köpfen in die Kabine gingen, denn wie soll man denn einen 0:3-Pausenrückstand aufholen ?
Nach der Pause das gleiche Bild: Sandhausen gewinnt die Zweikämpfe, Sandhausen mit Lufthoheit, Sandhausen mit schnellem Umschalten, Sandhausen mit schönem Offensivspiel - Sandhausen dominiert das Spiel. So bekam man gleich die erste Möglichkeit. Nach einem Eckball erzielte Marco Pischorn beinahe das 4. Tor, doch ein Wehener klärt für seinen geschlagenen Keeper auf der Linie. Doch das 4. Tor ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten: So läuft Nico Klotz mit dem Ball von der Mittellinie bis in den Strafraum ohne in irgendeiner Weise bedrängt zu werden und legt dann auf den in der Mitte lauernden Löning ab, der den Dreierpack perfekt macht. Gerade bei diesem Tor verteidigte die Wiesbadener Hintermannschaft wie die eines Amateurclubs, wie sonst könnten zwei Spieler eine komplette Abwehr überwinden.
Weiter ging es über Nico Klotz, der noch einmal durchs komplette Mittelfeld marschierte und erst am guten Michael Gurski scheitert. Michael Gurski war der einzige Wiesbadener, der ansatzweise seine Form auf den Platz brachte an diesem Tag, was die Wiesbadener Fans, die im übrigen in der Pause ihren Banner abgehängt und den Support eingestellt hatten, mit ihrem "Außer Gurski könnt ihr alle gehn' "-Gesang ebenfalls zum Ausdruck brachten.
Sandhausen fuhr danach einen Gang runter, blieb jedoch stets offensiv gefährlich. So zeigte Danny Blum bei einem Freistoß aus 33 Metern seine überragende Schusstechnik, denn dieser Schuss hätte direkt im Winkel eingeschlagen, wäre Gurski nicht noch drangekommen. Bis zum Ende des Spiel verteidigten die Sandhäuser abgeklärt, sparten Kräfte und spielten das Spiel wie eine Spitzenmannschaft herunter. Es bleibt am Ende beim 0:4 für die Gäste aus Sandhausen, die sich dadurch die Tabellenführung vom VFR Aalen zurückholen, der zu Hause gegen Burghausen mit 2:0 gewann. Es war also ein Alptraum eines Debuts für Neu-Trainer Vollmann, doch auch dieser gab nach dem Spiel zu, dass der Sieg der Sandhäuser "in Ordnung gehe..". Gerd Dais bemängelte sogar, dass man "nicht noch ein paar Tore mehr..." erzielt hätte, trotzdem "kann man mit dem 0:4 sehr zufrieden sein..". Nach dem Spiel wurde dann noch mit den Fans gefeiert. Ein rundum perfekter Tag für den SV Sandhausen.
Kommentar:
Besser als in diesem Spiel geht es eigentlich nicht. Wir haben uns, die Spieler wie die Fans, in Wiesbaden eindeutig als zweitligareif verkauft, die Tabellenführung wieder übernommen und den Vorsprung auf Rang drei und vier vergrößert. Wiesbaden hatte nicht den Hauch einer Chance und wenn sie mal wirklich zum Zug kamen, war Daniel Ischdonat da.
Jetzt kommt am Samstag Oberhausen zu uns an den Hardtwald. Gerade gegen diesen vermeintlich schwachen, weil gegen den Abstieg spielenden, Gegner sollte man aufpassen, immerhin setzte es im Hinspiel in Oberhausen eine 4:1-Niederlage, doch so wie die Mannschaft gerade spielt bleiben die drei Punkte hoffentlich am Hardtwald.
Nur mal am Rande: Der SVS ist dann seit mittlerweile über einem Jahr, nämlich seit genau 378 Tagen zu Hause ungeschlagen.
SV Wehen Wiesbaden: Gurski, Schimmel, Lanzaat, Döringer, Bieler, Book, Ivanna (46. Smeekes), Kolb, Christ (81. Menga), Janjic, Wohlfarth (76. Bouhaddouz).
SV Sandhausen: Ischdonat, Busch, Pischorn, Schulz, Schauerte, Fießer, Klotz, Danneberg (76. Glibo), Ulm (76. Blacha), Löning (81. Grimaldi), Blum.
Tore: 0:1 Löning (7.), 0:2 Busch (35.), 0:3 Löning (43.), 0:4 Löning (52.).
Schiedsrichter: Cortus (Röthenbach)
Zuschauer: 2.553
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