„Jede Serie reißt irgendwann einmal. Es war klar, dass wir nicht die ganze Saison zuhause ungeschlagen bleiben würden,“ gab sich Sandhausens Trainer Alois Schwartz nach 1:3-Niederlage gegen Greuther Fürth relativ gelassen. Die Kleeblätter sind die erste Mannschaft in dieser Saison, die am Hardtwald gewinnen konnte. In den vorigen acht Heimspielen bissen sich die Gegner reihenweise die Zähne an den Mauern der „Festung Hardtwald“ aus, auch der große FC Kaiserslautern machte da keine Ausnahme (1:0). Rechtsverteidiger Julian Schauerte bemerkte enttäuscht: „Eine bittere Niederlage.“
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„Bitter“ weil die Hausherren in Schwarz und Weiß den besseren Start erwischten, durch Blum (13. Minute) bereits die Chance zur Führung hatten und diese dann nur wenige Minuten später (16.) in Person von „Sechser“ Tüting erzielten. Nach einem Eckstoß von Schauerte hatte Blum den Ball per Kopf verlängert und direkt zu Tüting gespielt, der nur noch einnicken musste. Der 27-Jährige traf innerhalb einer Woche schon zum zweiten Mal, hatte er doch am Mittwoch im Pokal in Frankfurt den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Sandhäuser erzielt. „Meine Hauptaufgabe ist nicht das Toreschießen, aber wenn ich hin und wieder mal eins erziele, habe ich da nichts gegen einzuwenden,“ gab der Torschütze verschmitzt zu.
Nach der Führung versuchten die Sandhäuser die Räume eng zu machen, um zu verhindern, dass die Fürther zurück in Spiel finden würden. Das Vorhaben ging zunächst auf, was auch Gästetrainer Kramer nicht entgangen war: „Die Sandhäuser haben uns vor allem in der ersten Halbzeit das Leben schwergemacht, indem sie sehr präzise verteidigt haben.“
Nach etwas mehr als einer halben Stunde war dies allerdings nicht der Fall. Der Außenbahnspieler der Fürther, Robert Zillner, konnte völlig ungestört über die rechte Abwehrseite der Sandhäuser bis in den Strafraum der selbigen vordringen, über Stieber und Füllkrug landete das Spielgerät zum 1:1-Ausgleich im Tor der Gastgeber. Die Sandhäuser Hintermannschaft blieb dabei viel zu passiv und ließ sich von drei Fürthern ausspielen. Bis zur Pause passierte nicht mehr viel.
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„Wir haben gut begonnen, in der zweiten Halbzeit haben zehn bis zwanzig Prozent gefehlt,“ analysierte Sandhausens Sportdirektor Otmar Schork. Die Fürther kamen besser aus der Kabine und schon sieben Minuten nach Wiederanpfiff fiel das 1:2 durch den Fürther Trinks. Zum Glück für die Sandhäuser erwies sich Florian Trinks als wahrer Sportsmann und gab gegenüber Schiedsrichter Dr. Jochen Drees zu, dass der Ball ihm zuvor an die Hand gesprungen war. Nur wenige Minuten nach dieser Fairplay-Geste brachte SVS-Verteidiger Schauerte Zillner im Strafraum zu Fall und Stieber verwandelte den fälligen Strafstoß zur Führung für die Gäste. Schauerte über Zillner: „Das hat er clever gemacht.“ Die Sandhäuser wirkten in der Folge verunsichert, Fürth lauerte auf Konter, die sich auch immer wieder ergaben und machte dann das Spiel schnell.
„Ich habe die Mannschaft gewarnt, dass Fürths Umkehrspiel enorm gut ist und wir uns deswegen in der Vorwärtsbewegung keine Fehler erlauben dürfen.“ Doch genau das erlaubten sich die Spieler. Was in der ersten Hälfte noch gut ging, klappte später gar nicht mehr. Die Sandhäuser produzierten zu viele Fehlpässe im Aufbauspiel, als dass sie den Fürthern an diesem Tag noch mal gefährlich hätten werden können.
Schwartz konstatierte: „Wir hatten nach dem Elfmeter nicht mehr die Kraft uns gegen die Niederlage zu stemmen, das lag vor allem an den schwierigen Spielen der letzten Wochen.“ Auch laut Tüting sei das Team in der zweiten Halbzeit zu müde gewesen.
Fürth spielte in der Schlussphase seine offensive Klasse aus und machte mit dem 3:1 durch Trinks den Deckel auf die Partie und damit auch auf die erste Sandhäuser Heimniederlage der Saison.
„Insgesamt wäre heute mehr drin gewesen, aber das müssen wir jetzt abhaken. Wir haben auch nicht gegen irgendeine Mannschaft gespielt, da muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen,“ resümierte Tüting und richtet seine Worte auch an diejenigen, die nach den jüngsten Erfolgen anfingen, sogar vom Aufstieg zu träumen. Nach der Hinrunde stehen die Sandhäuser mit 23 Punkten auf Platz acht der Tabelle der 2. Bundesliga. „Letzte Saison hatten wir nach 34 Spielen 26 Punkte, jetzt haben wir nach der Hinrunde fast genauso viele. Hätte mir das einer vor der Saison gesagt, hätte ich das sofort unterschrieben,“ zeigte sich Schauerte überaus glücklich über die bisherige Saisonleistung. Neben einer guten Vorbereitung sei der Verein vor der Runde viel stärker zusammengewachsen. Deswegen stehe der SVS jetzt da, wo er steht.
Bis zur Winterpause haben die Sandhäuser nun noch zwei Partien zu bestreiten. Schork sprach von „zwei überaus wichtigen Spielen, da Aalen und Aue direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt sind.“
Ob Frank Löning in diesen zwei Begegnungen noch sonderlich viel Einsatzzeit bekommen wird, ist nach dem heutigen Spiel sehr fraglich. Obwohl die Fans im Laufe der zweiten Halbzeit immer wieder den Namen des Kapitäns und früheren Torgaranten skandierten, wechselte Trainer Schwartz ihn erst zwölf Minuten vor Ende ein. Nach der Partie wollte er keine Interviews geben und ging wortlos von dannen. Auf die Frage, ob der Stürmer überhaupt noch eine Perspektive beim Sportverein habe, antwortete Schwartz trocken: „Er hat die gleiche Perspektive wie jeder andere auch.“ Die letzten Spiele hätten aber gezeigt, dass der SVS aktuell mit schnellen, wendigen Spielern mehr Erfolg hätte und so habe er gegen Fürth wieder auf Blum und Kluft vertraut. Das habe zwar diesmal nicht gefruchtet, dennoch habe Löning noch nicht zu seiner alten Form gefunden und sei deshalb erst so spät eingewechselt worden.
Bezüglich neuer Winterverpflichtungen im Offensivbereich sagte Schwartz nur: „Wir werden uns die Woche zusammensetzen, die Hinrunde analysieren und schauen, wie und ob wir was machen.“ Falls dies der Fall sein sollte, dürfte es für Löning ganz schwer werden, noch regelmäßig zu Einsätzen in Schwarz-Weiß zu kommen.
SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Schulz, Achenbach - Linsmayer (78. Löning), Tüting - Zimmermann, Ulm (62. Klotz), Thiede (31. Kluft) - Blum
Greuther Fürth: Hesl - Brosinski, Kleine, Mavraj, Gießelmann - Fürstner, Sparv - Stieber (89. Korcsmar), Trinks, Zillner (72. Baba) - Füllkrug (90. Drexler)
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees, Zuschauer: 4000
Tore: 1:0 Tüting (16.), 1:1 Füllkrug (32.), 1:2 Stieber (56.), 1:3 Trinks (76.)
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