Sonntag, 22. Dezember 2013

Absolut positive Minimalisten [SVS - Aue 1:0]

Sandhäuser krönen durch 1:0-Sieg gegen Aue ihre gute Halbserie und sorgen für weihnachtliche Stimmung am Hardtwald

Weihnachten - das Fest der Liebe und des Friedens - steht unmittelbar vor der Tür. Die meisten feiern den 24. Dezember besinnlich, im Kreise der Familie, die Geschenkkultur gehört dabei für viele zu Weihnachten wie die Butter auf das Brot. Der SV Sandhausen verlegte die Bescherung ein paar Tage nach vorne und machte sich mit dem knappen 1:0-Sieg gegen Erzgebirge Aue selbst das größte Geschenk, was für weihnachtliche Stimmung am Hardtwald sorgte.
„Ein dickes, dickes Kompliment an die Mannschaft,“ lobte Sandhausens Trainer Alois Schwartz hinterher voller Stolz, „es war schon vor dem Spiel kaum noch Sprit im Tank, wir liefen auf dem Zahnfleisch, haben aber trotzdem drei Punkte geholt. Das zeigt, dass meine Mannschaft Charakter hat!“
Eine Mischung aus Glück, Auener Unvermögen und einem starken SVS-Keeper Riemann sorgte im letzten Spiel vor der Winterpause dafür, dass die drei Punkte am Hardtwald blieben und die Sandhäuser im sechsten Aufeinandertreffen mit Aue den ersten Sieg einfuhren.
Quelle: rp-online.de
Die Veilchen waren nahezu über die gesamte Partie spielbestimmend, es gelang ihnen jedoch nicht, einen Treffer zu erzielen. Aue-Trainer Falko Götz stöhnte: „Wir schaffen es defensiv nicht, ohne Fehler zu bleiben und vor dem Tor haben wir nicht die nötige Ruhe.“
Der defensiven Fehler, den Götz meinte, ereignete sich nach etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit. Blum war über die rechte Seite in Richtung des gegnerischen Strafraums unterwegs und sah den startenden Adler; Gegenspieler Novikovas wusste sich nur noch mit einem Foulspiel im Strafraum zu helfen. Der Gefoulte dazu: „Ich würde schon sagen, dass es Strafstoß war. Ich hätte eine gute Einschussmöglichkeit gehabt, aber er hat mich touchiert und so daran gehindert.“ Schiedsrichter Peter Sippel war der gleichen Meinung und zeigte auf den Punkt.
David Ulm ließ sich die Chance zur überraschenden Führung für die Gastgeber nicht nehmen. Eine einstündige Zitterpartie sollte folgen, denn die Gäste preschten in der Folge immer wieder über die Außenbahnen nach vorne, wo ihnen von Achenbach und Schauerte sträflich viel Platz gewährt wurde. Bei Keeper Manuel Riemann war dann aber spätestens immer Endstation.
Der 25-jährige Sandhäuser Schlussmann erwischte einen überragenden Tag und bewahrte  die Hausherren mit seinen Paraden sowohl am Anfang gegen Diring (6. Minute) als auch später gegen Sylvestr (70. und 77.) bis zum Ende vor dem Gegentor zum Ausgleich.
Der gelobte gab sich bescheiden: „Das war heute eine geschlossene Mannschaftsleistung. Ola (Olajengbesi) und Kister haben mir viel Arbeit abgenommen.“
Riemann genießt bei den Sandhäuser Fans längst den Status des absoluten Publikumslieblings und so war es nicht verwunderlich, dass die Anhänger nach dem Schlusspfiff ihren Helden auf den Stadionzaun baten, weil er die „Humba“ anstimmen sollte. Auch dort machte er eine gute Figur.
Aue-Trainer Götz war „vom Ergebnis sehr enttäuscht,“ Sandhausens Schwartz empfand es als „einen Ausgleich für das Hinspiel.“ Damals verloren die Schwarz-Weißen, trotz spielerischer Überlegenheit, in letzter Minute im Erzgebirge.

Quelle: nachrichten168.eu
Die Sandhäuser haben eines überaus beeindruckende Halbserie gespielt und nunmehr 27 Punkte auf dem Konto. Das ist sogar schon ein Zähler mehr als die Kurpfälzer in der gesamten letzten Saison geholt hatten.
War der SV Sandhausen in der letzten Runde nach dem 19. Spieltag noch die Schießbude der Liga (39 Gegentore), stellt er mittlerweile die zweitbeste Defensive (17 Gegentore) und spielte bereits zehnmal zu Null. „Die stabile Defensive war die Basis für die hohe Punkteausbeute,“ war sich Sandhausens Geschäftsführer Otmar Schork sicher.
Nicky Adler attestierte der Mannschaft einen „deutlichen Fortschritt zum letzten Jahr“ und wusste: „Wir sind defensiv stark und offensiv eiskalt. Also absolut positive Minimalisten.“ Es sei zudem ein schönes Gefühl diesmal mit so vielen Punkten in die Pause zu gehen.
Vom Trainer gab es den Auftrag „die Füße über Weihnachten hochzulegen,“ das habe er auch selbst vor. 
Allerdings nicht zu lang. Am 2. Januar geht es bereits wieder mit dem Trainingsbetrieb weiter. Am 4. Januar tritt der SVS beim Harder13-Cup in der Mannheimer SAP-Arena an, am 5./6. Januar nimmt der Zweitligist als Veranstalter am Sparkassen-Cup in der Ketscher Neurotthalle teil.

Wegen möglich Neuzugänge im Winter verriet Schwartz nur so viel: „Wir haben etwas zu wenige Treffer erzielt, es kann sein, dass wir offensiv nachrüsten, es ist aber nicht zwingend notwendig, denn die Mannschaft hat sich das Vertrauen erspielt.“

Trotz der bisher starken Punkteausbeute mahnen die SVS-Akteure vor zu viel Leichtsinnigkeit. „Wir müssen im neuen Jahr Woche für Woche unsere Leistung abrufen, sonst geraten wir in dieser ausgeglichenen Liga schnell in schlechtes Fahrwasser,“ sagte Riemann. Und David Ulm betonte: „Gefeiert wird erst, wenn wir mehr als 40 Punkte haben. Im neuen Jahr greifen wir wieder an.“



SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Kister, Achenbach - Tüting, Linsmayer - Adler, Ulm (85. Schulz), Knoll (90. Kulovits) - Blum
Erzgebirge Aue: Männel - Klingbeil, Nickenig (81. König), Paulus, Miatke - Fink, Diring (75. Benatelli) - Müller, Janjic, Novikovas (56. Sylvestr) - Okoronkwo


Tor: 1:0 Ulm (31. FE), Zuschauer: 3310, Schiedsrichter: Peter Sippel


Sonntag, 8. Dezember 2013

Fürther Kleeblätter nehmen „Festung Hardtwald“ ein [SVS - Fürth 1:3]

 Der SV Sandhausen verliert im 9. Heimspiel der Saison erstmals im heimischen Hardtwaldstadion 

„Jede Serie reißt irgendwann einmal. Es war klar, dass wir nicht die ganze Saison zuhause ungeschlagen bleiben würden,“ gab sich Sandhausens Trainer Alois Schwartz nach 1:3-Niederlage gegen Greuther Fürth relativ gelassen. Die Kleeblätter sind die erste Mannschaft in dieser Saison, die am Hardtwald gewinnen konnte. In den vorigen acht Heimspielen bissen sich die Gegner reihenweise die Zähne an den Mauern der „Festung Hardtwald“ aus, auch der große FC Kaiserslautern machte da keine Ausnahme (1:0). Rechtsverteidiger Julian Schauerte bemerkte enttäuscht: „Eine bittere Niederlage.“
Quelle: kicker.de
„Bitter“ weil die Hausherren in Schwarz und Weiß den besseren Start erwischten, durch Blum (13. Minute) bereits die Chance zur Führung hatten und diese dann nur wenige Minuten später (16.) in Person von „Sechser“ Tüting erzielten. Nach einem Eckstoß von Schauerte hatte Blum den Ball per Kopf verlängert und direkt zu Tüting gespielt, der nur noch einnicken musste. Der 27-Jährige traf innerhalb einer Woche schon zum zweiten Mal, hatte er doch am Mittwoch im Pokal in Frankfurt den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Sandhäuser erzielt. „Meine Hauptaufgabe ist nicht das Toreschießen, aber wenn ich hin und wieder mal eins erziele, habe ich da nichts gegen einzuwenden,“ gab der Torschütze verschmitzt zu. 
Nach der Führung versuchten die Sandhäuser die Räume eng zu machen, um zu verhindern, dass die Fürther zurück in Spiel finden würden. Das Vorhaben ging zunächst auf, was auch Gästetrainer Kramer nicht entgangen war: „Die Sandhäuser haben uns vor allem in der ersten Halbzeit das Leben schwergemacht, indem sie sehr präzise verteidigt haben.“
Nach etwas mehr als einer halben Stunde war dies allerdings nicht der Fall. Der Außenbahnspieler der Fürther, Robert Zillner, konnte völlig ungestört über die rechte Abwehrseite der Sandhäuser bis in den Strafraum der selbigen vordringen, über Stieber und Füllkrug landete das Spielgerät zum 1:1-Ausgleich im Tor der Gastgeber. Die Sandhäuser Hintermannschaft blieb dabei viel zu passiv und ließ sich von drei Fürthern ausspielen. Bis zur Pause passierte nicht mehr viel.

Quelle: rp-online.de
„Wir haben gut begonnen, in der zweiten Halbzeit haben zehn bis zwanzig Prozent gefehlt,“ analysierte Sandhausens Sportdirektor Otmar Schork. Die Fürther kamen besser aus der Kabine und schon sieben Minuten nach Wiederanpfiff fiel das 1:2 durch den Fürther Trinks. Zum Glück für die Sandhäuser erwies sich Florian Trinks als wahrer Sportsmann und gab gegenüber Schiedsrichter Dr. Jochen Drees zu, dass der Ball ihm zuvor an die Hand gesprungen war. Nur wenige Minuten nach dieser Fairplay-Geste brachte SVS-Verteidiger Schauerte Zillner im Strafraum zu Fall und Stieber verwandelte den fälligen Strafstoß zur Führung für die Gäste. Schauerte über Zillner: „Das hat er clever gemacht.“ Die Sandhäuser wirkten in der Folge verunsichert, Fürth lauerte auf Konter, die sich auch immer wieder ergaben und machte dann das Spiel schnell.
„Ich habe die Mannschaft gewarnt, dass Fürths Umkehrspiel enorm gut ist und wir uns deswegen in der Vorwärtsbewegung keine Fehler erlauben dürfen.“ Doch genau das erlaubten sich die Spieler. Was in der ersten Hälfte noch gut ging, klappte später gar nicht mehr. Die Sandhäuser produzierten zu viele Fehlpässe im Aufbauspiel, als dass sie den Fürthern an diesem Tag noch mal gefährlich hätten werden können.
Schwartz konstatierte: „Wir hatten nach dem Elfmeter nicht mehr die Kraft uns gegen die Niederlage zu stemmen, das lag vor allem an den schwierigen Spielen der letzten Wochen.“ Auch laut Tüting sei das Team in der zweiten Halbzeit zu müde gewesen.
Fürth spielte in der Schlussphase seine offensive Klasse aus und machte mit dem 3:1 durch Trinks den Deckel auf die Partie und damit auch auf die erste Sandhäuser Heimniederlage der Saison.
„Insgesamt wäre heute mehr drin gewesen, aber das müssen wir jetzt abhaken. Wir haben auch nicht gegen irgendeine Mannschaft gespielt, da muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen,“ resümierte Tüting und richtet seine Worte auch an diejenigen, die nach den jüngsten Erfolgen anfingen, sogar vom Aufstieg zu träumen. Nach der Hinrunde stehen die Sandhäuser mit 23 Punkten auf Platz acht der Tabelle der 2. Bundesliga. „Letzte Saison hatten wir nach 34 Spielen 26 Punkte, jetzt haben wir nach der Hinrunde fast genauso viele. Hätte mir das einer vor der Saison gesagt, hätte ich das sofort unterschrieben,“ zeigte sich Schauerte überaus glücklich über die bisherige Saisonleistung. Neben einer guten Vorbereitung sei der Verein vor der Runde viel stärker zusammengewachsen. Deswegen stehe der SVS jetzt da, wo er steht.

Bis zur Winterpause haben die Sandhäuser nun noch zwei Partien zu bestreiten. Schork sprach von „zwei überaus wichtigen Spielen, da Aalen und Aue direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt sind.“

Ob Frank Löning in diesen zwei Begegnungen noch sonderlich viel Einsatzzeit bekommen wird, ist nach dem heutigen Spiel sehr fraglich. Obwohl die Fans im Laufe der zweiten Halbzeit immer wieder den Namen des Kapitäns und früheren Torgaranten skandierten, wechselte Trainer Schwartz ihn erst zwölf Minuten vor Ende ein. Nach der Partie wollte er keine Interviews geben und ging wortlos von dannen. Auf die Frage, ob der Stürmer überhaupt noch eine Perspektive beim Sportverein habe, antwortete Schwartz trocken: „Er hat die gleiche Perspektive wie jeder andere auch.“ Die letzten Spiele hätten aber gezeigt, dass der SVS aktuell mit schnellen, wendigen Spielern mehr Erfolg hätte und so habe er gegen Fürth wieder auf Blum und Kluft vertraut. Das habe zwar diesmal nicht gefruchtet, dennoch   habe Löning noch nicht zu seiner alten Form gefunden und sei deshalb erst so spät eingewechselt worden. 
Bezüglich neuer Winterverpflichtungen im Offensivbereich sagte Schwartz nur: „Wir werden uns die Woche zusammensetzen, die Hinrunde analysieren und schauen, wie und ob wir was machen.“ Falls dies der Fall sein sollte, dürfte es für Löning ganz schwer werden, noch regelmäßig zu Einsätzen in Schwarz-Weiß zu kommen.


SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Schulz, Achenbach - Linsmayer (78. Löning), Tüting - Zimmermann, Ulm (62. Klotz), Thiede (31. Kluft) - Blum
Greuther Fürth: Hesl - Brosinski, Kleine, Mavraj, Gießelmann - Fürstner, Sparv - Stieber (89. Korcsmar), Trinks, Zillner (72. Baba) - Füllkrug (90. Drexler)

Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees, Zuschauer: 4000
Tore: 1:0 Tüting (16.), 1:1 Füllkrug (32.), 1:2 Stieber (56.), 1:3 Trinks (76.)

Sonntag, 24. November 2013

Der SV Sandhausen hatte das Quäntchen Glück [SVS - SCP 3:2]

Nach dem 3:2-Sieg gegen Paderborn bleibt der Hardtwald weiter eine Festung

Auch der sonst nicht gerade als Feierbiest bekannte SVS-Trainer Alois Schwartz begleitete nach dem Abpfiff der Freitagabendpartie seines SV Sandhausen gegen den SC Paderborn die Mannschaft in die Fankurve, wo sie von den Zuschauern gebührend für den gerade errungenen und überaus wichtigen 3:2-Sieg gefeiert wurde. „Es waren zwar wieder nur 3000 Zuschauer da, aber die Fans haben uns heute bedingungslos unterstützt,“ zeigte sich Mittelfeldspieler Denis Linsmayer von der Unterstützung der SV-Getreuen beeindruckt. Noch beeindruckender war aber wohl das, was die Hausherren auf dem Platz zwischen der 72. und 74. Minute zeigten, als sie einen 1:2-Rückstand innerhalb von zwei Minuten in eine Führung umwandelten. Linsmayer weiß, wie das möglich war: „Unser großes Plus ist die mannschaftliche Geschlossenheit. Auch wen es mal nicht so gut läuft, wie heute, glauben wir trotzdem an uns.“
Tatsächlich waren sowohl die Hausherren als auch die Gäste spielerisch weit von ihrer Bestform entfernt. Das hatte aber auch seine Gründe. Im Hardtwaldstadion herrschte schon den ganzen Tag lang Fritz-Walter-Wetter, die beiden Teams können allerdings nicht gerade von sich behaupten, einen Fritz Walter in ihren Reihen zu haben. Dementsprechend rutschten die Akteure auf dem nassen Untergrund reihenweise aus und zeigten magere Fußballrohkost. „Das Spiel war heute sehr umkämpft, des Weiteren gab es viele Unterbrechungen. Der Rasen hatte seinen Anteil daran,“ resümierte Linksaußen Adler nach dem Spiel. Auch sein Trainer Schwartz klagte: „Es war heute sehr schwer auf dem Platz zu spielen.“
Passend zur Partie wurde das von Paderborn erzielte, erste Tor des Abends von der an anderen Tagen wie ein Bollwerk agierenden Abwehrreihe der Schwarz-Weißen begünstigt. Kachunga nutzte die Abstimmungsprobleme zwischen Olajengbesi, Schulz und Riemann zur frühen Führung für die Gäste (12.). Sandhausen brauchte aber nicht lange, um die entsprechende Antwort zu liefern. Auch die Paderborner Abwehr half kräftig mit. Strohdiek fiel dem Platz zum Opfer, sodass Jovanovic, alleine auf das gegnerische Tor zulaufend aus spitzem Winkel den Paderborner Ersatztorhüter Lück mit einem Beinschuss düpierte (25.)

Quelle: kicker.de
„Bis zur Halbzeit haben wir das ganz gut gemacht, Jovanovics Verletzung hat uns dann geschwächt. Aber schon vorher war das Umschaltspiel nicht so, wie wir uns das vorstellen,“ so Linsmayer. Wie SVS-Trainer Schwartz später bekanntgab, habe sich der 33-jährige Stürmer in der ersten Halbzeit eine Oberschenkelzerrung zugezogen. Damit reihte er sich in das aktuell wieder größer werdende Lazarett bei den Sandhäusern ein. Hübner, wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk, Löning, wegen Rückenbeschwerden, und Danny Blum, bei dem sich nach einem Schlag aufs Knie Flüssigkeit in diesem gesammelt hatte, waren bereits vor der Partie nicht einsatzbereit.
Jovanovics Ausfall machte sich spätestens in der zweiten Halbzeit bemerkbar, denn das Offensivspiel erlahmte und Meha ließ nur kurz nach Wiederanpfiff mit seinem flach getretenen Freistoß Riemann im Tor der Sandhäuser schlecht aussehen - die erneute Führung für die Gäste.
Bereits in der ersten Halbzeit hatte Meha die Chance zur Führung auf dem Fuß gehabt (43.), doch der ruhende Ball lag ihm schon immer mehr.
Nach der Führung seien die Paderborner - laut Gästetrainer André Breitenreiter - klar spielbestimmend gewesen, hätten es aber versäumt, das dritte Tor zu erzielen.
Stattdessen kam der für Jovanovic eingewechselte Rechtsaußen Stiefler im Strafraum des Gegners zu Fall und Schiedsrichter Christian Dietz zeigte auf den Punkt - offensichtlich eine Fehlentscheidung. Das sah natürlich auch der Trainer der Paderborner so, hatte aber trotzdem Mitleid mit dem Referee: „Die Schiedsrichter sind die ärmsten Menschen auf dem Platz. Sie müssen sehr schnell entscheiden.“ Sein Gegenüber, Schwartz, nannte den nicht berechtigten Elfmeter „ausgleichende Gerechtigkeit,“ immerhin habe man seiner Mannschaft bereits sechs Mal in dieser Saison einen Strafstoß verwehrt. 
Quelle: yahoo.eurosport.de
David Ulm ließ sich die unverhoffte Chance nicht nehmen und sorgte für den etwas glücklichen Ausgleich der Hausherren.
Nur kurz nach dem Ausgleich, als die meisten Fans sich noch lautstark über den Ausgleich freuten, flog eine lange Flanke von Schauerte zum langen Pfosten, wo Adler goldrichtig stand und mit seinem Kopfball die Fans auf den Rängen in Ekstase versetzte. Ausgerechnet Adler, der, wie Schwartz es ausdrückte, „wegen einer Entgleisung“ in Düsseldorf nicht dabei war. Er habe mit dem Siegtor und seiner Leistung die richtige Antwort gegeben. 
In der Schlussviertelstunde bemühten sich die Paderborner noch um den Ausgleich, scheiterten aber mit diesem Unterfangen. Auch weil Sandhausen sich mit Mann und Maus hinten reinstellte und seine Defensivqualitäten voll entfaltete. Dafür gab es viel Lob vom Trainer: „Ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Sie haben am Ende mit viel Herz und Leidenschaft den 3:2-Vorsprung verteidigt.“

Sandhausen hat, wenn man die ausgerufene 40-Punkte-Klassenerhaltsmarke als ausreichend betrachtet, jetzt bereits die Hälfte davon erreicht und das bei noch zwei ausstehenden Vorrundenspielen. „In den ausstehenden Spielen können wir jetzt Bonuspunkte sammeln,“ betonte Siegtorschütze Adler. Am besten schon am nächsten Samstag in Ingolstadt. Das fordert auch Linsmayer: „Wir müssen in Ingolstadt was zählbares mitnehmen und den FCI auf Abstand halten.“
Auf die Frage, warum noch vor dem Paderborn-Spiel Sandhausen nur zehn Tore erzielt hatte und in diesem Spiel dann gleich drei, antwortete der Sandhäuser „Sechser“ geradeaus:
„wir hatten heute einfach mal das Quäntchen Glück.“



SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Schulz, Achenbach - Linsmayer, Tüting - Zimmermann (63. Thiede), Ulm (87. Kister), Adler - Jovanovic (46. Stiefler
SC Paderborn: Lück - Heinloth (78. Wurtz), Strohdiek, Hünemeier, Brückner (85. Amedick) - Demme, Pepic (79. Sané) - Wemmer, Kachunga, Meha - Saglik

Tore: 0:1 Kachunga (12.), 1:1 Jovanovic (25.), 1:2 Meha (48.), 2:2 Ulm (FE, 72.), 3:2 Adler (74)
Schiedsrichter: Christian Dietz Zuschauer: 3000


Sonntag, 3. November 2013

In Sandhausen kann man mal verlier'n [SVS - FSV 2:0]

„In Sandhausen kann man mal verlier‘n,“ sangen die Sandhäuser Fans schadenfroh in Richtung Gästeanhang, wenige Minuten vor dem Ende der Zweitligapartie ihres Vereins gegen den FSV Frankfurt. Der, wie Gästetrainer Benno Möhlmann zugab, „absolut verdiente“ 2:0-Sieg war der dritte Heimsieg der Saison. Der Hardtwald ist in dieser Runde eine noch uneingenommene Festung. Drei Siege und vier Unentschieden stehen jetzt zu Buche, nur Kaiserslautern holte zu Hause mehr Punkte.
Warum diese gute Heimbilanz so relevant ist, erklärte der „Sechser“ Denis Linsmayer nach dem Spiel: „Die zweite Liga ist extrem ausgeglichen. Wenn ich wetten würde, würde ich diese Liga auslassen. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass wir zu Hause die Punkte holen.“ Auch sein Teamkollege Danny Blum, der erstmals von Beginn an spielte, pflichtete ihm bei: „Die Liga ist dieses Jahr brutal eng. Es geht schnell nach oben und schnell nach unten.“
Stimmt. Der SV Sandhausen ist durch den Heimdreier in der Tabelle gleich vier Plätze nach oben gesprungen und rangiert jetzt auf Platz neun, hat jedoch nur drei Punkte Abstand auf den Abstiegsrelegationsplatz. „Dieses Jahr kann wirklich jeder jeden schlagen,“ sagte auch Simon Tüting.

Quelle: Kicker.de
Tüting, der wie Blum von Trainer Schwartz das Vertrauen geschenkt bekam, von Beginn an zu spielen, war für den an der Schulter verletzten Kulovits eingesprungen. Gerade die beiden Reservisten Blum und Tüting sorgten für das Ende der seit drei Spielen andauernden Torflaute. Schon nach zwölf Minuten gingen die Sandhäuser durch den Linksaußen Blum in Führung, der mit einem schönen Dribbling die Defensive der Frankfurter ausspielte und trocken mit links abschloss. „Das war wirklich eine super Einzelaktion von Danny,“ war Teamkollege Linsmayer voll des Lobes für Blum und auch sein Trainer Schwartz sagte: „Er hat heute das Vertrauen zurückgezahlt.“ Der 22-Jährige war in der letzten Saison noch auf Leihbasis beim KSC in der dritten Liga am Ball und gilt seit Jahren als großes Talent, dem jedoch, wie auch Schwartz bestätigte, „die Konstanz fehlt.“ Mit ihm sei es ein bisschen wie mit einem Überraschungsei. 
Nach dem Führungstor hätten die Sandhäuser wenig später schon alles klar machen können, der starke Adler suchte Ulm, der jedoch allein vor FSV-Torwart Klandt wegrutschte. Nach dieser Chance der Hausherren verflachte die Partie, viel spielte sich im Mittelfeld ab. Beide Teams gingen resolut in die Zweikämpfe, sodass es zu vielen Unterbrechungen, aber außer einem Freistoß des Frankfurters Yelen zu keinerlei Tormöglichkeiten kam.

Quelle: Welt.de
In der zweiten Hälfte waren die Chancen dann aber da. Der Ex-Sandhäuser Kandziora brachte Riemann mit einem Distanzschuss in Bedrängnis (51.) und Jovanovic scheiterte auf der Gegenseite aus kurzer Distanz am Keeper der Gäste (55.).
Tüting machte es augenblicklich besser. Sein Distanzschuss landete unhaltbar im linken Eck des FSV-Tores, Danny Blum hatte Tüting den Ball aufgelegt. „Ich habe heute vor der Partie an den ersten Spieltag der letzten Saison gedacht, als ich gegen den FSV getroffen habe. Und es hat wieder geklappt,“ freute sich Tüting. Der Routinier fehlte verletzungsbedingt fast die komplette Rückrunde der Vorsaison. Jetzt möchte er wieder angreifen: „Mein Anspruch ist es, zu spielen und deswegen gebe ich immer alles,“ äußerte er sich kämpferisch.
Nach dieser komfortablen Führung zogen sich die Sandhäuser weiter in ihre Hälfte zurück und lauerten auf Konter. Die Frankfurter gaben sich nicht auf und mobilisierten neue Kräfte. „In der letzten halben Stunde haben wir noch einmal alles versucht, der Wille war da, aber am Ende hat einfach die Qualität gefehlt,“ resümierte FSV-Trainer Möhlmann die restliche Partie. Linsmayer hatte noch zu kritisieren: „Nach dem 2:0 haben wir zu sehr verwaltet.“ Und Schwartz beklagte, dass die Konterchancen, die sich in der Schlussphase ergeben haben, nicht richtig zu Ende gespielt worden wären. Ansonsten war Schwartz aber sehr zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. Sie habe Teamgeist, Disziplin und Siegeswille gezeigt und habe sich den Sieg verdient.

Am nächsten Sonntag muss der SV Sandhausen dann in Düsseldorf gegen die Fortuna antreten und möglichst punkten: „Wir brauchen uns da nicht zu verstecken, außerdem ist Düsseldorf angeknackst,“ betonte Linsmayer mutig. Die Fortuna verlor am Freitag in Aalen (0:1) und rangiert jetzt hinter Sandhausen auf Platz elf. Der Stuhl von Trainer Mike Büskens wackelt, nach dem Freitagsspiel war sogar von einer Beurlaubung des 45-Jährigen die Rede. Die Chance für die Sandhäuser auch mal auswärts wieder zu punkten ist also da. Und dann könnten die Fans auch einmal in fremden Gefilden ihr Lied singen.



SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Hübner, Achenbach - Linsmayer, Tüting - Adler (72. Stiefler), Ulm (79. Thiede), Blum - Jovanovic (85. Löning)

FSV Frankfurt: Klandt - Huber, Schlicke, Oumari, Teixeira - Görlitz (45. Kapllani), Kauko, Yelen (76. Epstein) - Roshi (17. Kandziora), Rukavytsya, Lecki

Tore: 1:0 Blum (12.), 2:0 Tüting (56.)
Gelb-Rot oder Sperren: Hübner (61., 5. Gelbe Karte) - Teixeira (88., Gelb-Rot)
Schiedsrichter: Rene Rohde  Zuschauer: 3550




Samstag, 19. Oktober 2013

Kein Sieger im Abstiegsduell - Sandhausen aber noch im Soll [SVS - Dresden 0:0]

Von einem „richtungsweisendes Spiel“ sprach SVS-Präsident Jürgen Machmeier vor der Partie gegen den Konkurrenten im Abstiegskampf, Dynamo Dresden. Nachdem 90 Minuten gespielt waren lautete das Fazit von Kapitän Frank Löning: „Wir müssen mit dem Punkt leben und haben heute immerhin Dresden auf Distanz gehalten.“ Es geht also weder in die eine noch in die andere Richtung, denn keinem der beiden Teams gelang es, das Spielgerät im gegnerischen Tor unterzubringen. Trotzdem kann man Mittelfeldspieler Denis Linsmayer durchaus zustimmen, wenn er das Spiel als „ein 0:0 der besseren Sorte“ bezeichnet, denn das Manko an diesem Samstagnachmittag war auf beiden Seiten vor allem die Chancenverwertung, beide Offensivreihen ließen eine Vielzahl an hochkarätigen Möglichkeiten liegen.

Bei sonnigem Wetter und milden Temperaturen hatten sich 6500 Zuschauer im Hardtwaldstadion eingefunden, von denen gut 2-3000 der Dynamo aus Dresden die Daumen drückten und sich von Beginn an lautstark bemerkbar machten.
Nach dem „Phantomtor von Hoffenheim“, bei dem am Freitagabend der Kopfball von Bayer-Spieler Stefan Kießling neben das Tor ging, von dort durch ein Loch im Tornetz aber doch noch im Kasten landete und vom Schiedsrichter als regulärer Treffer gezählt wurde, richteten sich die Augen vor dem Anpfiff auf den Schiedsrichter der bevorstehenden Zweitligapartie. Christian Leicher kam jedoch ordnungsgemäß seiner Pflicht nach und konnte bei den beiden Toren im Hardtwaldstadion keinerlei Löcher in den Netzen ausmachen.

Quelle: freiepresse.de
In Berlin ließ Sandhausens Trainer Alois Schwartz noch im altbewährten 4-2-3-1-System spielen, gegen Dresden sollte es offensiver zugehen. Löning stand für Ulm in der Startelf.
Mit zwei Spitzen wollten die zu Hause noch ungeschlagenen Sandhäuser also ihre Heimbilanz weiter ausbauen und hatten bereits nach zwei Minuten die erste Chance durch Achenbach, der einen Freistoß von rechts direkt aufs Tor brachte und so Dynamo-Keeper Kirsten ein erstes Mal prüfte. Wenige Minuten später hatte Stiefler sogar nur noch Kirsten vor sich, an dem es aber kein Vorbeikommen gab.
Dresden kam danach besser ins Spiel und es entwickelte sich ein munteres Hin und Her, mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Der sehr präsente Ouali hatte nach knapp einer Viertelstunde die Führung für die Gäste auf dem Fuß, schob den Ball aber völlig unbedrängt am Sandhäuser Tor vorbei, was Bürgermeister Kletti erleichtert mit den Worten „zum Glück sind die so blöd“ kommentierte. „Blöd“ waren aber auch die Sandhäuser, oder Kirsten im Tor der Sachsen so stark. Sowohl Linsmayers Kopfball als auch Stieflers Nachschuss hielt der 26-Jährige nach knapp einer halben Stunde in überragender Manier. Poté (31.) und Ouali (44.) hatte in der Folge weitere hochkarätige Chancen, die jedoch beide nicht genutzt wurden.

1asport.de
Auch in der zweiten Halbzeit boten sich viele Räume auf beiden Seiten, kurz nach dem Anpfiff hatte Jovanovic Kirsten eigentlich schon überwunden, schoss dann aber aus spitzem Winkel ans Außennetz statt ins leere Tor. Nach fast einer Stunde donnerte der Ball dann gegen den rechten Innenpfosten des Sandhäuser Tors. Ouali hatte aus der Distanz geschossen. Weder die auf diese Aktion folgende viertelstündige Drangphase der Dresdner noch die Schlussoffensive der Sandhäuser brachten den Torerfolg in dieser Partie, auch die offensive Umstellung im Sandhäuser Mittelfeld, mit dem Wechsel Ulm für Kulovits, half dabei nicht.

Das Happy End, wie gegen Bochum, als Nicky Adler in der Nachspielzeit das Siegtor erzielte, blieb also diesmal aus. „Man kann nicht jedes Spiel in der 90. Minute gewinnen, wir müssen das Tor früher erzielen,“ erklärte Linsmayer unmittelbar nach dem Spiel. „Wir müssen mit dem Unentschieden leben, denn wir haben zu viele Chancen liegen gelassen,“ pflichtete Geschäftsführer Otmar Schork ihm bei. Doch auch die in dieser Saison sonst so stabile Defensive der Sandhäuser erwischte nicht gerade den besten Tag, was auch Schork nicht entgangen war: „Es ist zwar kein Tor gefallen, aber der Gegner hatte heute einige Chancen,“ kritisierte er. Auch Trainer Schwartz sah das ähnlich: „Wir standen heute zu breit, haben zu viel zugelassen.“
Trotzdem ist der Sandhäuser Trainer mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden: „Wir haben in 11 Spielen 11 Gegentore bekommen und 13 Punkte geholt - wir sind noch im Soll.“ Mit St. Pauli wartet am nächsten Wochenende aber der nächste schwere Gegner auf den SV Sandhausen.



Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Hübner, Achenbach - Linsmayer, Kulovits (67. Ulm) - Stiefler (78. Adler), Thiede (90. Blum) - Löning, Ranisav Jovanovic. - Trainer: Schwartz

Dresden: Kirsten - Schulz, Bregerie, Susac, Schuppan - Hartmann, Losilla - Koch, Ouali - Pote, Dedic (46. Aoudia). - Trainer: Janßen

Gelbe Karten: Hübner (3), Stiefler (4) - Pote (3), Losilla (2), Hartmann

Schiedsrichter: Christian Leicher (Landshut)



Montag, 30. September 2013

Geschichten, die nur der Fußball schreibt [SVS - VfL 1:0]


Quelle: Sport1.de
Es liefen die letzten Sekunden des Spiels gegen den VfL Bochum und viele Menschen verließen schon ihre Plätze, um sich in Richtung Stadionausgang zu bewegen. Viele von denen, die nicht gingen, schüttelten über das Unvermögen der Hausherren den Kopf. Unvermögen, weil die Sandhäuser an diesem Sonntagnachmittag zahlreiche, hochkarätige Chancen liegen ließen und sogar einen Elfmeter verschossen, den Sieg und damit die wichtigen drei Punkte praktisch aus der Hand geben würden.
Doch die Fans hatten ihre Rechnung ohne den eingewechselten Nicky Adler gemacht. Der 28-Jährige war erst fünf Minuten zuvor für Stiefler gekommen und versetzte jetzt das Hardtwaldstadion mit seiner Direktabnahme in Ekstase. Es war die letzte Aktion der Partie. Schiedsrichter Patrick Ittrich, der an diesem Tag vor allem durch kleinliche Entscheidungen und überschnelle Gelbe Karten aufgefallen war, pfiff nur kurz danach ab und ließ so die Sandhäuser über drei hochverdiente Punkte jubeln.
„Ich sehe die Chance, treffe den Ball nicht richtig, aber er ist drin,“ lautete die Beschreibung des Torschützen. Adler war in dieser Saison bisher nicht sehr oft zum Zuge gekommen. Er wurde dreimal nur für die Schlussphase eingewechselt. Doch er hat sich nicht aufgegeben, für seine Chance gekämpft und „war sich sogar nicht zu schade in der zweiten Mannschaft zu spielen, wo er in zwei Spielen zweimal das Siegtor erzielte“ wie Geschäftsführer Otmar Schork verriet. So auch an diesem Sonntag. Trainer Schwartz nannte die Einwechslung seines Schützlings „eine Eingebung,“ wäre Adler doch im Training unter der Woche stark vorm Tor gewesen. Im Gegensatz zu den anderen Sandhäusern an diesem Tag.
„Es war zur Halbzeit schon nur eine Frage der Zeit, bis wir treffen, aber, dass es so lange gedauert hat...,“ wunderte sich Adler ebenfalls über das Unvermögen seiner Teamkameraden vor dem Tor.
Julian Schauerte, der in der 76. Minute einen Strafstoß verschoss, meldete sich nach dem Spiel zu Wort und bedankte sich bei seinen Kollegen, die ihm mit dem späten Tor „den Arsch gerettet“ hätten. Der Rechtsverteidiger hatte bisher gegen Cottbus und Nürnberg (2) insgesamt drei Elfmeter in dieser Saison verwandelt, am vierten scheiterte er, vermutlich auch, weil es knapp drei Minuten dauerte, bis VfL-Ersatztorhüter Esser zwischen den Pfosten stand, nachdem Stammkeeper Luther nach seinem Foul an Jovanovic mit Rot vom Platz gestellt wurde.


Quelle: ran.de
Doch auch schon vorher hätten die Hausherren ins gegnerische Tor treffen müssen.
Zum ersten Mal in dieser Saison begann der SV Sandhausen mit zwei Spitzen, Löning durfte also mal wieder von Beginn ran und spielte neben Jovanovic. Kulovits musste für ihn weichen, Linsmayer nahm den Platz des alleinigen Sechsers ein.
Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten übernahmen die Schwarz-Weißen nach und nach die Spielkontrolle und erzielten in Person von Löning sogar nach 28 Minuten ein Tor - das aber wegen Abseits nicht gegeben wurde. Kurz darauf (34. Minute) war es wieder Löning, der einen Kopfball von Thiede volley verwertete und so Bochum-Schlussmann Luthe Probleme bereitete. Auch nach fast einer Stunde fand Löning ein weiteres Mal seinen Meister in Luthe. Ulm hatte den Sandhäuser Kapitän in der Spitze angespielt, sodass dieser nur noch Luthe vor sich hatte, der Bochumer blieb aber wieder der Sieger. Am Ende standen 15 Torschüsse für die Sandhäuser zu Buche.
Trotz der miserablen Chancenverwertung, resümierte Trainer Alois Schwartz: „Die zwei Spitzen haben sich bewährt. Wir wollten mehr Druck auf den Gegner ausüben, das ist uns gelungen. Außerdem haben wir uns viele Chancen herausgespielt, das sah gegen Kaiserslautern ganz anders aus.“
Peter Neururer hätte sich von seiner Mannschaft, von der „keiner heute die Normalform erreicht hat,“ in Unterzahl etwas mehr „Cleverness und Abgebrühtheit“ erhofft und gratuliert Sandhausen: „Aufgrund der Summe von Möglichkeiten war die Niederlage verdient.“
Ganz anders waren also die Kräfteverhältnisse als noch im April dieses Jahres. Bochum besiegelte damals den sportlichen Abstieg der Sandhäuser. An diesem Tag war es ganz anders. Zu der Frage, was sich im Vergleich zum letzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften geändert habe, antwortete Neururer ganz direkt: „Sandhausen war heute eine Klasse besser, wir eine schlechter.“
Sehr auffällig erscheint mit Blick auf die Tabelle, wie ausgeglichen die 2. Bundesliga dieses Jahr ist. Platz 4 und 15 trennen gerade einmal vier Punkte. „Die Leistungsdichte wurde sehr zusammengeschoben“ bestätigte Neururer. Und auch Ulm hob die Ausgeglichenheit der Liga heraus: „Jeden Gegner kann man schlagen, aber auch geschlagen werden.“

An diesem Spieltag gab es von Seiten des Vereins auch eine wichtige Aktion. Die kleine Emily, das Patenkind eines Mitglieds des Sandhäuser Fanclubs „Syndikat 1916“, ist schwerkrank, sie leidet an Krebs und wird den Kampf wohl verlieren. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als das Meer zu sehen. Zu diesem Zweck spendete die Mannschaft 1916 Euro und auch das Publikum wurde an diesem Tag zu Spenden gebeten. So sind am Ende vermutlich die 4000 Euro zusammengekommen, die zu dem zweiwöchigen Urlaub auf Teneriffa, gemeinsam mit den Eltern, notwendig waren. „Ihre Geschichte bewegt und berührt uns und ich hoffe, wir haben ihr einen schönen Tag bereitet,“ sagte Schork. Das haben die Sandhäuser tatsächlich gemacht. Nach dem Sieg trug Kapitän Frank Löning die kleine Emily auf dem Arm zu den Fans, wo mehrere hundert Stimmen ihren Namen immer und immer wieder riefen.

Die entscheidende Flanke zum Adler-Tor schlug übrigens Timo Achenbach, dessen Frau zehn Minuten vor Ende der Partie anrief, um Nachricht zu geben, dass das erwartete Kind komme. Sie versprach noch zu warten und Achenbach durfte bis zum Ende spielen - zum Glück, für den SVS. „Das sind Geschichten, die nur der Fußball schreibt,“ verkündete Schwartz feierlich, als er auf der Pressekonferenz den versammelten Journalisten diese Anekdote zum Besten gab.

Samstag, 14. September 2013

„Ein dreckiger 1:0-Sieg.“ [SVS - FCK 1:0]


Für Alois Schwartz war es an diesem Tag ein ganz besonderes Spiel, war er doch insgesamt sieben Jahre bei den Pfälzern als Trainer der U23 und auch als Interimstrainer der ersten Mannschaft tätig. Der jetzige Interimstrainer, Oliver Schäfer, ist auch ein alter bekannter von Schwartz. Von 2007-09 war Schäfer der Co-Trainer von Schwartz bei der Zweiten des FCK. Die beiden sind noch gute Freunde, „während des Spiels setzt die Freundschaft aber aus,“ verriet Schäfer im Vorfeld der Partie. Auch Schwartz sah das ähnlich: „Ich wünsche ihm ein schönes, aber kein erfolgreiches Spiel.“

Obwohl die beiden Innenverteidiger Kister und Schulz eigentlich wieder einsatzbereit gewesen wären, ließ Trainer Schwartz zum dritten Mal in Folge mit der gleichen Formation spielen. Auch der ehemalige Lauterer Linsmayer, der in der vergangenen Transferperiode zu den Sandhäusern wechselte bekam gegen seinen Ex-Club,
wie schon in den drei vorigen Partien, die Chance von Beginn an.

Abstiegskandidat gegen Aufstiegsaspirant hätte als Überschrift für dieses Duell zweier ungleicher Mannschaften verwendet werden können. Auf der einen Seite der große Traditionsverein FC Kaiserslautern, dessen Vereinsführung und Umfeld ihren Verein in der ersten Bundesliga zuhause wissen und dementsprechend dieses Jahr den Aufstieg erwarten, auf der anderen Seite der kleine SV Sandhausen, der letztes Jahr zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in der zweiten Liga spielte, sogleich sportlich abstieg und nur wegen des Lizenzentzugs des MSV Duisburg die Klasse hielt.

Quelle: rp-online.de
Kaiserslautern war auch, wie erwartet, von Anfang an das spielbestimmende Team. So hatten die Gäste nach zwei Minuten bereits die ersten Chance durch Zoller, gefolgt von zwei zurecht nicht gegebenen Abseitstreffern von Occean (4. Minute) und Karl (10.). Auch in der Folge ging es meist in Richtung des Sandhäuser Tors, den Lauterern wurden zu viele Räume gelassen. Doch auch die Möglichkeiten durch Occean (15. und 29.) konnten nicht zu Toren umgemünzt werden. Bei den Hausherren ging nicht sehr viel nach vorne, die Offensivaktionen hielten keinerlei Überraschungsmomente bereit. So kam Stiefler, von Jovanovic angespielt, im Strafraum nach 25 Minuten zwar zu Fall, für einen Elfmeter reichte es aber nicht. Nach einer halben Stunde verflachte das Spiel langsam, schuld daran war aber auch der Schiedsrichter. Thorsten Schriever pfiff sehr viel ab und hatte nach 25 Minuten bereits vier Gelbe Karten verteilt (am Ende waren es neun!). So ging es torlos in die Pause. In der ersten Halbzeit sahen die Zuschauer am Hardtwald ein kampfbetontes Spiel, ohne das ganz große Offensivspektakel.

Quelle: rp-online.de
Mit Beginn der zweiten Hälfte brachte Schwartz Löning und Kister für die beiden gelb-rot-Gefährdeten Jovanovic und Kulovits. Kister spielte auf der Innenverteidigerposition, Hübner rückte nach vorne, auf die Sechserposition. Nach drei Minuten war der Einsatz für Kister aber auch schon wieder vorbei. Fortounis traf Kister mit einem Schuss am Handgelenk, Schulz kam für ihn - das Wechselkontingent der Hausherren war nach 50 Minuten also bereits aufgebraucht. In der zweiten Hälfte machten die Spieler auf dem Platz dort weiter, wo sie in der zweiten Halbzeit aufgehört hatten. Viele Fouls, viel Rumpelfußball, viele Standards für den SV Sandhausen, die allerdings alle mit dem Prädikat „völlig ungefährlich“ behaftet werden mussten. 
Ein Höhepunkt war da noch die Einwechslung des letzte Saison in Sandhausen spielenden Wooten, nachdem etwas mehr als eine Stunde gespielt war. Dieser Wooten sorgte zumindest im Ansatz für ein paar Offensivaktionen, in einem Spiel, das auf beiden Seiten an Torgefährlichkeit kaum noch zu unterbieten war.
Als alle Zuschauer im Hardtwaldstadion sich eigentlich schon mit einem torlosen Unentschieden abgefunden hatte, kam die 85. Minute und ein gewisser Frank Löning, der zwar seit dieser Saison als Kapitän auf der Bank sitzt, aber einmal mehr zeigte, dass er in den entscheidenden Momenten da ist. Achenbach war es, der von der linken Strafraumgrenze in die Mitte flankte, Orban, mit dem Versuch zu klären, schoß den heranfliegenden Löning an und der Ball trudelte irgendwie ins Gästetor. Ein kurioses Treffer!
Aber das war egal. Die Lauterer schafften es nicht mehr den ersten Heimsieg der Saison in Gefahr zu bringen, sie befanden sich in einer Art Schockstarre. So blieb es beim 1:0 für die Hausherren, die nach 1860 München am letzten Spieltag jetzt schon den zweiten Hochkaräter in Folge abfertigten.

Es war wirklich ein schwaches Spiel, in dem der SV Sandhauen eigentlich keine richtige Torchance hatte, bis auf diese eine eben, die dann auch genutzt wurde. Das ist auch eine Qualität, die die Sandhäuser vor kurzem noch vermissen ließen.
Wie sagte Schwartz so passend: „Das war ein dreckiger 1:0-Sieg, aber es geht Treppchen für Treppchen nach oben.“ Stimmt, auch in der Tabelle nahmen die Sandhäuser nach dem Sieg einige Stufen aufwärts. Vor den Sonntagspartien rangiert der SVS mit neun Punkten auf Platz 9. Und das nur ein Punkt hinter dem „großen FCK.“


SV Sandhausen: Riemann - Schauerte, Olajengbesi, Hübner, Achenbach - Linsmayer, Kulovits (46. Kister (52. Schulz)) - Stiefler, Ulm, Thiede - Jovanovic (46. Löning)

FC Kaiserslautern: Sippel - Matmour, Orban, Heintz, Löwe - Karl, Ring - Fortounis (62. Wooten), Gaus (87. Drazan) - Occean (81. Jenssen), Zoller

Tor: 1:0 Löning (85.), Schiedsrichter: Thorsten Schriever, Zuschauer: 9500




Sonntag, 25. August 2013

Revier verteidigt [SVS-KSC 1:1]

„Revier verteidigen,“ so hieß es im Vorfeld des Baden-Derbys auf den Plakaten, mit denen der SV Sandhausen für das erste Aufeinandertreffen in einem Ligaspiel der beiden nordbadischen Mannschaften warb. Florian Hübner sorgte kurz vor Ende der Partie dafür, dass dieser Slogan auch in Erfüllung ging, denn durch seinen Treffer hieß es nach 90 Minuten: 1:1, Unentschieden. Revier also verteidigt, aber weiterhin kein Sieg und nur drei Punkte aus fünf Spielrunden. Durch Siege von Paderborn und Dresden könnte der SVS sogar am Montag sogar noch bis auf den 17. Tabellenplatz abrutschen. Trotzdem überwog die Freude am Hardtwald über den späten Ausgleich.

Von Freude bei den Sandhäusern konnte im Vorfeld der Partie keine Rede gewesen sein. Der aus der Karlsruher Jugend kommende Zimmermann zog sich im Abschlusstraining einen Innenbandriss zu und musste nicht nur auf das lang ersehnte Spiel gegen seinen Heimatverein verzichten, sondern wird laut Schwartz „ca. 4-6 Wochen ausfallen.“ Beim Aufwärmen war es dann Schulz, der sich ebenfalls verletzte und so, nach der Gelb-Roten Karte von Kister aus dem Köln-Spiel, als zweiter Stamminnenverteidiger ausfiel. Schwartz brachte Olajengbesi und Hübner, die ihre Sache, außer beim Gegentor, sehr ordentlich machten. Kurios und der Höhepunkt der Demütigung für Marco Pischorn: Der von Schwartz abgeschriebene und als Innenverteidiger Nummer fünf degradierte Aufstiegsheld ist nun wohl nicht einmal mehr die Nummer fünf, für ihn saß nämlich der 19-jährige U23-Spieler Max Müller auf der Bank.

Quelle: boulevard-baden.de
Der KSC hatte die ersten beiden Auswärtsspiele der Saison gewonnen und kam so mit breiter Brust und als Favorit an den Hardtwald. Auch das Stadion war gut zur Hälfte mit Anhängern der Blau-Weißen gefüllt, die auch von Anfang an den Ton angaben. Auf dem Platz war es aber zunächst der SV Sandhausen, der die Spielkontrolle übernahm und auch zu guten Chancen durch Thiede (9. Minute) und Stiefler (11.) kam. Sandhausen zeigte mehr Zug zum Tor und im Offensivspiel zu den letzten Spielen verbessert, was auch viel mit der Hereinnahme von David Ulm zu tun hatte. Er harmonierte, vor allem in der Anfangsphase, gut mit Marco Thiede. Auch der Trainer bescheinigte Ulm später, dass er „auf einem guten Weg“ sei.
Vom Karlsruher SC war in den ersten 20 Minuten überhaupt nichts zu sehen, dann tauchte aber Nazarov allein vor Riemann auf und Olajengbesi klärte im letzten Moment.
Für einen fußballerischen Höhepunkt sorgte wenig später auch Riemann, der meinte seine Dribbelkünste gegen Nazarov zeigen zu müssen.
Der KSC war durch diese Chance in der 20. Minute aber aufgewacht und kam jetzt besser ins Spiel. Es folgten weiter Einschussmöglichkeiten durch van der Biezen (35.) und Krebs (41.), nach einem Abspielfehler von Riemann. Aber auch die Sandhäuser erspielten sich weiterhin Möglichkeiten, Schauertes Distanzschuss verfehlte das gegnerische Tor nur knapp (37.). Torlos ging es in die Pause.

Quelle: rnz.de
In der zweiten Halbzeit passierte fast eine Viertelstunde lang überhaupt nichts. Beide Mannschaften kamen schlecht aus der Halbzeit und schafften es nicht auch nur einen gelungenen Angriff zu initiieren. Bis zur 57. Minute. Yabo spielte in den Strafraum der Hausherren, wo Nazarov goldrichtig und völlig unbedrängt stand und das Spielgerät gemütlich in die linke obere Ecke des Sandhäuser Tors verfrachtete. Keine Chance für Riemann und die Führung für die Gäste. Nur drei Minuten später verpasste es Jovanovic den Ausgleich zu erzielen, als er den Ball nach einem Eckstoß noch übers Tor schob. Der SV Sandhausen gab nach dem Rückstand nicht klein bei und intensivierte seine Offensivbemühungen, Schwartz brachte Löning und Blum für Kulovits und Thiede, ließ also jetzt mit zwei Stürmern spielen. Doch die Sandhäuser taten sich weiterhin schwer. Das Umschalten war zu langsam, die Anspiele in die Spitze zu unpräzise, die Hausherren fanden schlichtweg keine Mittel, die Karlsruher ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Löning wirkte bemüht, aber auch seine Chancen waren nicht sehr gefährlich (80. und 82.). Bis zur 88. Minute sah alles nach dem nächsten Karlsruher Auswärtssieg aus, doch dann kam Hübner, der schaffte, was in letzter Zeit nicht viele gegen den Karlsruher SC geschafft hatten: Ein Tor nach einer Standardsituation. Bei der Schauerte-Ecke stieg er am höchsten und erzielte mithilfe des Innenpfostens den „glücklichen aber nicht unverdienten Ausgleich,“ wie Trainer Schwartz später resümierte.

Nicht unverdient vor allem wegen der ersten Halbzeit, als der SV Sandhausen zumindest phasenweise zeigte, dass er doch weiß, wie Offensivfußball geht. Auch Kapitän Frank Löning bestätigte: „Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel gemacht, haben es aber leider versäumt ein frühes Tor zu erzielen.“ Löning lobte auch die „Moral,“ die die Mannschaft nach dem Rückstand gezeigt hat und bezeichnete die Leistung als „ein kleiner Schritt nach vorne.“ So langsam müssen aber Ergebnisse her, denn nur für gute Leistungen gibt es keine Punkte. Das weiß auch Trainer Schwartz: „Im Fußball zählt nicht die B-Note für spielerische Leistungen, sondern nur die A-Note - die Punkte.“ Wenn sich nicht bald ein paar mehr Punkte zu den mageren drei auf dem Sandhäuser Punktekonto gesellen, dann könnte es ganz schnell schwarz um Schwartz werden...



Sandhausen: Riemann - Schauerte, Hübner, Olajengbesi, Achenbach - Linsmayer, Kulovits (67. Löning) - Stiefler (75. Klotz), Ulm, Thiede (67. Blum) - Jovanovic.
Karlsruhe: Orlishausen - Klingmann, Gordon, Mauersberger, Vitzthum - Peitz, Yabo - Alibaz (83. Mast), Krebs - Nazarov (71. Micanski), van der Biezen (90. Hennings)
Schiedsrichter: Kempter (Sauldorf) ; Tore: 0:1 Nazarov (57.), 1:1 Hübner (88.); Zuschauer: 10 600.

Montag, 12. August 2013

Die Angst vorm Siegen [SVS - Cottbus 2:2]

Die gute Nachricht zuerst: Nach fast achteinhalb Stunden ist es dem SV Sandhausen gelungen, mal wieder ein Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen. Die schlechte Nachricht: Auch nach dem dritten Ligaspiel warten die Sandhäuser weiter auf den ersten Saisonsieg.
Die Gesichter der Protagonisten waren an diesem Sonntagnachmittag sehr einfach zu deuten. Meist war es eine Mischung aus Enttäuschung und Ratlosigkeit. Selbst ein Jovanovic, der nicht nur den Torfluch besiegte, sondern auch sein erstes Saisontor erzielte und so seinem Trainer das Vertrauen zurückzahlte, konnte nicht fassen was gerade passiert war: „Wenn du 2:0 führst, dann hast du den Gegner in der Hand. Wir haben Angst gehabt. Ich weiß nicht vor was, vielleicht vorm Siegen.“ Tatsächlich ist es jetzt schon eine geraume Zeit her, dass der SV Sandhausen in der Liga als Sieger vom Platz ging. Zuletzt beim 3:1 gegen Ingolstadt, am 4. Mai - das sind über drei Monate!

Dabei sah zunächst alles nach einem ungefährdeten Heimspielerfolg aus. Nach knapp 20 Minuten hatten die elf Pokalhelden den Ball bereits zweimal im Tor der Gäste untergebracht. Die Zuschauer im Hardtwaldstadion mussten nicht lange warten, bis sie das erste Mal jubeln durften. Bereits nach neun Minuten erzielte Julian Schauerte per Strafstoß die Führung für die Hausherren, die von Anfang an engagiert zu Werke gingen. Kister war zuvor im Strafraum zu Fall gekommen. Nur zwei Minuten nach dem Elfmeter hätte es fast ein zweites Mal im Tor der Gäste eingeschlagen, Schulz kam nach einem Achenbach-Freistoß aus kurzer Distanz zum Kopfball, doch Energie-Schlussmann Almer war zur Stelle.
Cottbus wollte in der Folge den Ausgleich, doch das bot Sandhausen Räume zum Kontern. So auch beim 2:0, als Zimmermann nach Ballgewinn schnell schaltete und Jovanovic mit einem langen Ball in Szene setzte. Jovanovic zeigte, warum Sandhausen ihn geholt hatte, als er Almer umkurvte und einschob.
Cottbus zeigte sich jedoch unbeeindruckt und machte weiter das Spiel. Nachdem fast eine halbe Stunde am Hardtwald gespielt war, gelang dann den Lausitzern der Anschlusstreffer. Sanogo spielte Kruska in guter Schussposition an und dieser hämmerte den Ball in die Maschen. Riemann sah beim Gegentor etwas unglücklich aus, er stand zu weit vor dem Tor und zeigte keinerlei Reaktion. Diese erste Szene im SVS-Trikot, in der er nicht gut aussah, verunsicherte Riemann offenbar, zeigte er doch in der Folge weitere Unsicherheiten bei hohen Bällen und Eckstößen. Bis zum Ende der ersten Hälfte passierte nicht mehr viel und so lautete die allgemeine Frage im Hardtwaldstadion: Schafft es Sandhausen die Führung auch in der zweiten Hälfte zu behalten?

von rp-online.de
Für die Antwort sorgte Boubacar Sanogo nach fast einer Stunde. Stiepermann überwand die schlafmützige SVS-Abwehr durch einen mustergültigen Pass auf den Ivorer, der Riemann umspielend den Gleichstand herstellte. Der Ausgleich hatte sich angekündigt. Zwar hatten die Sandhäuser nach der Pause eine hochkarätige Chance durch Knoll, aber danach zog die Energie ihren berüchtigten Offensivfußball auf und setzte das Tor der Hausherren gehörig unter Druck. Auch nach dem Tor spielten die Lausitzer den besseren Fußball, die Sandhäuser wollten zwar, aber blieben gerade im Angriffsspiel etwas unglücklich, auch die Einwechslungen von Ulm, Stiefler und Löning brachten keinen Erfolg. Immerhin hatte sich Riemann wieder gefangen und brillierte mit schönen Paraden. Am Ende musste sich Sandhausen mit dem einen Punkt zufriedengeben, war Cottbus doch vor allem in der zweiten Hälfte spielerisch überlegen.

Das findet auch Geschäftsführer Otmar Schork: „Nach der 2:0-Führung hab ich mehr erwartet, aber Cottbus war am Ende klar besser.“ Die Spieler versuchten nach dem Spiel zu analysieren, was in der zweiten Halbzeit, nach der Zwei-Tore-Führung, passiert war. Jovanovic beschrieb dies am passendsten: „Es gab einige Situationen, in denen wir keine Ruhe hatten. Da haben wir unnötig Bälle abgegeben.“ Auch Schwartz sprach von vielen „Annahme- und Passfehlern“ und davon, dass seine Mannschaft in der zweiten Hälfte „immer einen Schritt zu spät“ war.
Das Offensivspiel stockt weiter, trotz des einen Tores aus dem Spiel heraus, Kulovits bringt es auf den Punkt: „Uns fehlt die letzte Wille, die Kaltschnäuzigkeit im Sechzehner.“

Mit dem Toreschießen kennt sich eigentlich ein Frank Löning aus, der heute aber wieder gegenüber Jovanovic den Kürzeren zog. Mit den elf Saisontoren der letzten Saison hatte der 31-Jährige eigentlich die Latte für diese Saison hochgesetzt, doch eine Entzündung im Knie warf ihn zurück und jetzt kommt er nicht richtig in Tritt. Löning bestätigt: „Ich bin noch nicht ganz fit.“ Jedoch könne er mit der Situation gut umgehen, stelle sich in den Dienst der Mannschaft und strenge sich an, baldmöglichst wieder in die diese zu kommen.
Bald könnte es aber noch schwerer werden, denn die Verantwortlichen wollen wohl noch einen Stürmer holen. (Un)Stürmische Zeiten also für Löning.
In einer noch schlechteren Position befindet sich Aufstiegsheld Marco Pischorn. Unter Schwartz ist er aufs Abstellgleis geraten; ihm wurde vergangene Woche mitgeteilt, dass er nur noch Stürmer Nummer fünf ist, hinter Kister, Schulz, Olajengbesi und Hübner. Äußerst bitter für einen Spieler mit seinen Verdiensten.

Am Samstag geht es nach Köln und Jovanovic ist „guter Dinge, denn wir haben uns, bis auf diese zweite Halbzeit heute, in der Saison gut präsentiert.“ Eins sollten die Sandhäuser in Köln aber besser nicht haben, denn irgendwann müssen die Punkte her: Angst vorm Siegen.


Sandhausen: Riemann - Schauerte, Kister, Schulz, Achenbach - Zimmermann, Kulovits - Klotz (79. Ulm), Thiede, Knoll (67. Stiefler) - Jovanovic (79. Löning)
Cottbus: Almer - Schulze, Möhrle, Börner, Bittroff - Banovic, Kruska - Takyi (83. Susic), Fomitschow (67. Rivic) - Stiepermann, Sanogo (75. Mosquera)
Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart) - Zuschauer: 3200 - Tore: 1:0 Schauerte (9./Foulelfmeter), 2:0 Jovanovic (21.), 2:1 Kruska (29.), 2:2 Sanogo (58.) 

Montag, 5. August 2013

Riemann, Sandhausen und der Pokal [SVS - FCN 5:4 n.E.]

Achtzehn Jahre ist es jetzt her, dass der damals viertklassige SV Sandhausen den in der Bundesliga spielenden und sehr erfolgreichen VfB Stuttgart mit 15:14 nach Elfmeterschießen aus dem DFB-Pokal fegte. Im Vorfeld des diesjährigen Pokalspiels gegen den 1. FC Nürnberg hatte der Verein ein kleines Video der Sensation von 1995 zusammengestellt, der Glaube an eine erneute Pokalsensation war am Hardtwald schon vor der Partie überall deutlich zu spüren. Und tatsächlich sollte es wieder ein denkwürdiger Pokalabend werden. Wieder gab es ein Elfmeterschießen, wieder war der Tatort das Sandhäuser Hardtwaldstadion und wieder ging der SV Sandhausen als überraschender Sieger vom Platz - der neunmalige Deutsche Meister und viermalige DFB-Pokalsieger Nürnberg wurde mit 5:4 n. E. wieder nach Hause geschickt. Am Hardtwald gab es kein Halten mehr. 
Ein Name kam besonders oft in den Sprechchören der Sandhäuser Fans vor: Manuel Riemann. Der Neuzugang vom VfL Osnabrück und die neue Nummer 1 des SV Sandhausen avancierte, wie schon 2007 gegen Bayern München, an diesem Abend zum Pokalhelden, denn er hielt zwei Elfmeter in überragender Manier und war auch bei den anderen drei immer in der richtigen Ecke.

Doch es gab zuvor auch ein Spiel, in dem die Spieler des SV Sandhausen aufopferungsvoll kämpften und sich den Sieg redlich verdienten:

Bei der Bekanntgabe der Aufstellungen gab es gleich mehrere Ausrufezeichen: Jovanovic spielte für Kapitän Frank Löning, Riemann für Knaller, Thiede für Adler. Kulovits sollte die Kapitänsbinde tragen. Alle drei Änderungen sollten später das Vertrauen des Trainers mehr als zurückzahlen.

Schon mit dem Anfangspfiff des Schiedsrichters war klar: Die Sandhäuser rechneten sich an diesem Sonntagabend etwas aus. Nach fünf Minuten war der SV Sandhausen schon zweimal durch Thiede und einmal durch Jovanovic zum Abschluss gekommen. Es zeigte sich schon in dieser Anfangsphase, dass sich die Hereinnahmen bezahlbar machten. Nach dem mit einem Punkt aus zwei Spielen eher mäßigen Zweitligaauftakt kam im Vereinsumfeld Kritik auf, Trainer Alois Schwartz würde zu defensiv spielen lassen. Die Antwort des Trainers war wohl die Einsatzchance für Thiede, der mächtig Dampf auf der Zehn machte und sich auch für kein Kopfballduell, trotz seiner geringen Körpergröße zu schade war.
Nachdem der SVS in der Anfangsviertelstunde das tonangebende Team war, nahm der 1. FC Nürnberg das schnelle Anfangstempo danach raus und übernahm so langsam die Kontrolle über das Spiel. Doch die Sandhäuser hielten zumindest kämpferisch dagegen. Überhaupt war es ein sehr kampfbetontes Spiel. Beide Mannschaften gingen mit 100 Prozent in die Zweikämpfe, was insgesamt zu neun Gelben Karten (vier Sandhausen, fünf Nürnberg) führte.
Nach etwa 20 Minuten verstärkte Nürnberg dann den Druck auf das Sandhäuser Tor. Zwar waren die Torabschlüsse nicht wirklich zwingend, allerdings kamen die Sandhäuser nicht einmal mehr aus ihrer eigenen Spielhälfte heraus. In der 27. Minute war es dann soweit.
Mak hebelte mit seinem Pass durch die Schnittstelle einmal die komplette Sandhäuser Abwehr aus und Ginczek bedankte sich bei Mak, indem er durch Riemanns Beine ins Tor der Hausherren einschob.
Sandhausen wirkte in der Folge zwar bemüht, den Ausgleich zu erzielen, es fehlte aber die nötige Durchschlagskraft. Die Partie verflachte zunehmend. Vor allem die Sandhäuser Flanken in den Strafraum waren zu ungenau und fanden keinen Abnehmer. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff sorgte Achenbach eher unfreiwillig für den Weckruf. Der von ihm aus dem rechten Halbfeld ausgeführte Freistoß landete nicht wie geplant bei seinen Mitspielern, sondern beinahe im Tor, doch Club-Torwart Raphael Schäfer war zur Stelle.

Alois Schwartz‘ Halbzeitansprache hatte wohl Wirkung gezeigt. Die Sandhäuser spielten wie schon zu Beginn der Partie mutig nach vorne, sie wollten den Ausgleich. So kamen die Hausherren wieder durch Thiede und Jovanovic zu guten Chancen. Doch diesmal wurde die Drangphase der Sandhäuser auch belohnt. Bei einem Sandhäuser Freistoß in der 58. Minute umklammerte Chandler Marvin Knoll und brachte ihn im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Norbert Grudzinski zeigte auf den Punkt und Julian Schauerte verwandelte souverän zum 1:1-Ausgleich.
Die Stimmung am Hardtwald kochte jetzt hoch. Das Sandhäuser Publikum glaubte jetzt an die Pokalsensation und feuerte seine Mannschaft frenetisch an, die angereisten Nürnberger machten ihrem Frust Luft, indem sie eine kleine Pyroshow veranstalteten.
Sandhausen war nach dem Ausgleich das bessere Team und wollte den Sieg gegen den großen FC Nürnberg in der regulären Spielzeit schaffen, allein am Torabschluss scheiterte es. Von den Nürnbergern kam nicht mehr viel, sodass es nach 90 Minuten hieß: Verlängerung in Sandhausen!


In der ersten Hälfte der Verlängerung war es auf einmal wieder Nürnberg, das den Ton angab und so zu hochkarätigen Chancen durch Drmic und Frantz kam. Sandhausen war weiter sehr engagiert, bemüht und auch physisch noch auf dem Damm, konnte sich jedoch keine nennenswerten Chancen herausspielen.
In der zweiten Hälfte der Verlängerung hatten die Sandhäuser wieder spielerisches Übergewicht, da diese aber nicht in der Lage waren, ihre Konter zu Ende zu spielen, fand die Partie auch nach 120 Minuten keinen Sieger, gleichbedeutend mit einem Elfmeterschießen. 
Alle Augen waren jetzt auf Riemann gerichtet und aus dem Sandhäuser Fanblock schallten Anfeuerungssprechchöre. 
„Ich habe keinen Zettel gehabt, sondern mich einfach auf mein Gefühl verlassen,“ schilderte Riemann nach dem Spiel seine Elfmeterschießen-Taktik. Auf sein Gefühl sollte Riemann im Leben wohl öfter hören, denn er hielt die eigentlich nicht schwach geschossenen Elfmeter von Balitsch und Plattenhardt und behauptete später sogar: „Ich hätte eigentlich alle vier halten können, ich war immer in der richtigen Ecke.“

Trainer Alois Schwartz wirkte überglücklich über diesen unverhofften Sieg: „In den ersten beiden Ligaspielen haben wir viel gesät, aber nichts geerntet. Jetzt haben wir uns belohnt.“ Das Manko des Torabschlusses bleibt aber trotz des Sieges weiter bestehen, davor verschließt auch Schwartz nicht die Augen. Seine Mannschaft müsse vor dem Tor noch „cleverer und kaltschnäuziger“ werden, er sei aber „zuversichtlich“ und man wolle „den Schwung mitnehmen,“ in den Ligaalltag. Dort empfängt der SVS am nächsten Sonntag Energie Cottbus. Zwei Matchwinner werden dann wahrscheinlich wieder in der Startelf stehen: Manuel Riemann und Marco Thiede. Der junge Neuzugang aus Augsburg bekam viel Lob von Schwartz: „Thiede hat gut gearbeitet und sich auch heute stetig gesteigert. Er wurde immer frecher.“

Alles in allem kann man von einem doppelten Déjà-vu an diesem Abend sprechen: Der SV Sandhausen schreibt wie vor achtzehn Jahren Geschichte, indem er als Underdog einen Erstligisten im Elfmeterschießen aus dem Pokal wirft und Manuel Riemann hält, wie schon 2007 gegen Bayern München, zwei Elfmeter. Damals verwandelte Riemann sogar selbst einen - gegen Oliver Kahn. Auf die Frage, wer der fünfte Schütze gewesen wäre, antwortete Schwartz: „Riemann.“ Zu dieser Wiederholung kam es dann aber nicht.


Sandhausen: Riemann - Schauerte, Kister, Schulz, Achenbach - Zimmermann, Kulovits (7. Linsmayer) - Klotz, Thiede, Knoll (70. Löning) - Jovanovic (79. Blum).
Nürnberg: Schäfer - Chandler, Nilsson, Pogatetz, Pinola (113. Plattenhardt) - Balitsch - Kiyotake, Gehart (68. Frantz), Feulner, Mak (88. Drmic) - Ginczek.
Schiedsrichter: Grudzinski (Hamburg)
Zuschauer: 7300
Tore: 0:1 Ginczek (27.), 1:1 Schauerte (58., Foulelfmeter). 
Elfmeterschießen: 1:2 Kiyotake, 2:2 Schauerte, Riemann hält gegen Balitsch, 3:2 Löning, 3:3 Ginczek, 4:3 Achenbach, 4:4 Nilsson, 5:4 Blum, Riemann hält gegen Plattenhardt. 

Freitag, 2. August 2013

Interview mit clubfans-united.de vor dem DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg

Anfang der Woche wurde ich von der Nürnberger Fanseite Clubfans-United angeschrieben, ob ich denn bereit sei, vor dem anstehenden DFB-Pokalspiel ihres FCN in Sandhausen, ein Interview mit ihnen zu führen. Folgendes ist dabei entstanden. Viel Spaß beim lesen!
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[Clubfans United] Hallo Julian! Schön, dass wir auch bei so einem kleinen Klub wie dem SV Sandhausen einen Interview-Partner aus der Fanszene gefunden haben. Wenn wir richtig recherchiert haben, schreibst Du aber auf Deinem Blog gar nicht mehr so viel und hast die Berichterstattung über den SV Sandhausen auf Deine Facebook Seite verlegt. Warum ist das so?
[Julian] Hallo Stefan, der Schein trügt. Im letzten halben Jahr war ich sehr mit meinem Abitur beschäftigt, deswegen musste ich die Berichterstattung auf meinem Blog leider etwas zurückschrauben, weil sie zu viel Zeit in Anspruch genommen hat. In der neuen Saison werden aber wieder regelmäßig Artikel veröffentlicht.
[Clubfans United] Was macht den SV Sandhausen so besonders?
[Julian] Ich weiß nicht, wie es für andere ist, aber für mich sind es vor allem die Menschen, das Umfeld, die Mentalität, die Ruhe und die Nostalgie. Ich selbst komme nicht aus Sandhausen, sondern aus Heidelberg. Als mich mein Opa vor ca. 7 Jahren das erste Mal auf ein Spiel mitnahm, hab ich mich sofort verliebt und sogleich heimisch gefühlt, in diesem kleinen, schmucken Stadion, mitten im Wald. Die Menschen sind hier aufgeschlossener als in der Stadt (Heidelberg) und in unserem Stadion finden sich größtenteils noch einfache Leute und keine Anzugträger, die in ihrer Loge sitzen und sich nicht im Ansatz für Fußball interessieren. Ich glaube, hier gibt es noch diese alte Atmosphäre bei Fußballspielen, die aus einer Zeit stammt, als der Fußball noch nicht kommerzialisiert war. Durch die sportlichen Erfolge in den letzten Jahren gibt es aber auch hier eine Entwicklung davon weg.
[Clubfans United] Dem SV Sandhausen und dem 1. FC Nürnberg verbindet spontan eine Gemeinsamkeit. Beide Vereine profitierten in ihrer Geschichte von Lizenzentzügen anderer Vereine. In der Saison 94/95 blieb der Club dank des Lizenzentzugs von Dynamo Dresden in der zweiten Liga. Für uns Fans war das damals wie Geburtstag und Weihnachten zusammen. Im darauf folgenden Jahr stieg man aber sang- und klanglos in die Regionalliga ab. Wie fühlt sich der überraschende Ligaverbleib in Sandhausen an und wie zuversichtlich ist man, dass einem nicht das gleiche Schicksal wie dem 1. FC Nürnberg ereilt?
[Julian] Klar ist: Wir haben eine richtig miese erste Zweitligasaison gespielt und hätten verdient absteigen müssen. Dann kam der plötzliche Lizenzentzug – eine Riesensache, wir haben unverhofft eine zweite Chance erhalten. Natürlich ist die Freude sehr groß, aber es tut mir auch für einen Traditionsverein wie den MSV Duisburg sehr leid. Dass uns das gleiche Schicksal wie Nürnberg ereilt, kann durchaus sein, davor haben, glaube ich, auch die Verantwortlichen etwas Angst. Nicht anders ist die Flut von 16 Neuzugängen zu erklären. Ob das gut geht – ich hoffe es, zumindest wurde diesmal sehr viel Qualität und auch Erfahrung verpflichtet. Es wäre schön, wenn der Klassenerhalt diesmal sportlich gelingen würde.
[Clubfans United] In der näheren Umgebung von Sandhausen liegen mit Karlsruhe, Kaiserslautern, Frankfurt, Stuttgart und Hoffenheim (leider!) fünf etablierte Profiklubs. Keine guten Bedingungen für einen kleinen Verein wie den SV Sandhausen. Welche Auswirkungen hat dies auf die Fanszene des SVS und bestehen Sympathien zu den anderen Vereinen in der näheren Umgebung? Immerhin liegt Sandhausen im Regierungsbezirk Karlsruhe und im Rhein-Neckar Kreis.
[Julian] Ja, die großen Traditionsvereine in unsere näheren Umgebung machen uns natürlich zu schaffen, nicht umsonst haben wir den schlechtesten Zuschauerschnitt der 2. Bundesliga. In den letzten Jahren entwickelt sich da aber was. Die Fanszene wächst stetig und auch die Freundschaft mit den Fans des VfR Aalen tut uns sehr gut. In der Vergangenheit hatten die aktiven Fans immer wieder mit Stadionverboten zu kämpfen, was bei solch einer kleinen Zahl verheerende Auswirkungen hatte. Jetzt ist eine junge Generation nachgekommen und ich bin recht zuversichtlich, was die Zukunft der Fanszene in Sandhausen betrifft. Zu den Sympathien: Die gibt es eher weniger. Gerade Hoffenheim ist uns Sandhäusern (es heißt nicht Sandhausener!) ein Dorn im Auge. Seit Jahren wird auf den Tag gewartet, an dem es heißt: Sandhausen gegen Hoffenheim. Danach sehnen sich alle im kleinen Sandhausen: Den mit unerschöpflichem Reichtum ausgestatteten Retortenklub aus dem Kraichgau in die Schranken zu weisen.
[Clubfans United] Der SV Sandhausen war schon 2x Deutscher Amateurmeister, ein Dutzend mal Badischer Pokalsieger und Teilnehmer am DFB-Pokal. Warum hat es erst so spät mit dem Aufstieg in die zweite Liga geklappt?
[Julian] Sandhausen spielte jahrelang viertklassig, in der Oberliga Baden-Würtemberg. Die Sandhäuser wurden von der Presse schon spöttisch als “die Unaufsteigbaren” bezeichnet, weil man oft am Aufstieg in die drittklassige Regionalliga scheiterte. Der Aufstieg gelang dann endlich im Jahre 2007. Von da ab ging es steil aufwärts. Erst meisterte man noch im gleichen Jahr die Qualifikation zur eingleisigen 3. Liga und dann gelang im letzten Jahr sogar der Aufstieg ins Unterhaus des Deutschen Fußballs. Der SV Sandhausen ist im Profifußball angekommen und ich bin sehr stolz darauf. Warum es so lange gedauert hat? Ich weiß es nicht. Vielleicht weil professionelles Wirtschaften seine Zeit braucht. Wir hatten (zum Glück) keinen “Sponsor”, der uns mit seinem Geld mal eben mit Raketenantrieb in den Profifußball katapultiert hat. Herrn Hopp hatte es übrigens sogar versucht. 2005 wollte er einen Fusionsklub aus Hoffenheim, Walldorf und Sandhausen schaffen. Dieser neue Verein sollte dann den Namen FC Kurpfalz Heidelberg haben. Der Knackpunkt: Der SV Sandhausen sollte nur als Farmteam herhalten und unser stolzer Präsident Jürgen Machmeier sah das unter keinen Umständen ein. Vielleicht war dieser Drang nach Eingenständigkeit auch die Initialzündung, denn der Aufstieg folgte bekanntlich nur ein Jahr später…
[Clubfans United] In eurem Kader steht für uns Clubfans ein alter bekannter, Nicky Adler. In Nürnberg kam er über den Status “ewiges Talent” nicht hinaus, wie sieht das in Sandhausen aus?
[Julian] Nicky Adler ist schnell, kämpferisch und gibt immer alles auf den Platz. Das sind Eigenschaften, die ich an Fußballern sehr schätze. An seiner Technik muss er allerdings noch etwas feilen. Oftmals kommen seine Flanken nicht an. Allerdings muss man dazu sagen, dass er letzte Saison auch lange verletzt war, sonst hätte er wahrscheinlich auch öfter als vierzehn Mal gespielt. Er muss sich diese Saison auf jeden Fall beweisen. Am vergangenen Wochenende gegen Aue spielte er von Anfang an, allerdings völlig ungewohnt auf der Zehnerpositionen. Es war ihm sichtlich anzumerken, dass er da nie spielt…Ich traue ihm aber sehr viel zu, vorausgesetzt er bleibt dieses Jahr gesund.
[Clubfans United] Was wird den 1. FC Nürnberg in Sandhausen erwarten?
[Julian] Das wunderschöne, alte Hardtwaldstadion, nette Menschen, ein hoffentlich nicht einseitiges Spiel und mögliche große Wartezeiten an den Verpflegungshäuschen. Der Verein war in der Sommerpause der Meinung, dass man einen neuen Caterer einstellen und der Wirtin des Hardtwaldrestaurants, Ingrid, diese Aufgabe wegnehmen müsse. Ein wohl fataler Fehler. Schon beim Spiel gegen Aalen kam es massenhaft zu Staus an den Ständen. Davor hat das immer geklappt, leider auch ein Teil vom Fluch des Erfolgs.
[Clubfans United] Wir danken für das Interview und wünschen ein gutes Spiel!
[Julian] Danke, ebenfalls. Genießt euren Besuch!

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